Ärzteteam
Praxisteam
Liebe Patienten,
im Folgenden finden Sie aktuelle und interessante Inhalte zu den Themen Medizin und Gesundheit.
Freitag, 22.11.2024
Krebsbedingte Todesfälle sollen bis 2050 um 90 Prozent ansteigen
Experten prognostizieren, dass die Krebsarten weltweit um 77 % und die krebsbedingten Todesfälle um 90 % ansteigen werden. Am härtesten wird es der Vorhersage zufolge einkommensschwache Länder treffen. Zwar werde es auch in Ländern mit hohem Einkommen zu einem Anstieg kommen, der aber sehr viel kleiner ausfallen werde. Bei Männern war die Inzidenz von Krebserkrankungen als auch die krebsbedingte Mortalität in 2022 höher als bei Frauen. Diese Schere bis sich bis 2050 noch weiter öffnen – mit einem Unterschied von bis zu 16,0 %.
Mittwoch, 20.11.2024
Neuer Grippeimpfstoff für Ältere bald verfügbar
Ein neuer Grippeimpfstoff, der ab Frühjahr 2025 von Ärzten bestellt werden kann, erhält einen zusätzlichen Hilfsstoff, der die Immunwirkung erhöhen und die Akzeptanz der Schutzimpfung steigern soll. Die Impfung wird ab Herbst 2025 für Patientinnen und Patienten verfügbar sein. Besonders ältere Menschen sind nach wie vor von schweren Grippeverläufen betroffen. Laut RKI haben sich in der Grippesaison 2021/22 lediglich 43 Prozent der Menschen ab 60 Jahren impfen lassen.
Dienstag, 19.11.2024
Anfang 2025 kommt die elektronische Patientenakte
In der neuen E-Akte werden ab 2025 Gesundheitsdaten von Arztpraxen, Krankenhäusern oder Physiotherapeuten digital gesammelt. Gespeichert werden u.a Befundberichte, verschriebene Medikamente, Arztbriefe oder Röntgenbilder. Die Akte soll Gesundheitseinrichtungen besser vernetzen, da sie Unterlagen nicht erst anfordern müssen. Ferner soll vermieden werden, dass Untersuchungen mehrfach durchgeführt werden oder Medikamente verschrieben werden, die nicht miteinander verträglich sind. Patienten können selbst bestimmen, für wen sie ihre Gesundheitsdaten freigeben. Krankenkassen haben keinen Zugriff auf die Informationen. Die E-Akte ist nicht verpflichtend und kann jederzeit gelöscht werden.
Montag, 18.11.2024
Kann man sich zu Tode erschrecken?
Die Tako-Tsubo-Kardiomyopathie - das „Syndrom des gebrochenen Herzens“ - wurde erstmals in Japan beschrieben, wo man nach einem Erdbeben festgestellt hatte, dass die Zahlen von plötzlichen Herztoten anstiegen und viele Leute mit Herzproblemen in die Klinik kamen. Bei der akut einsetzenden Dysfunktion kommen die Patienten nach einem emotional mitreißendem Ereignis mit Beschwerden ins Krankenhaus, die einem Infarkt ähnlich sehen. Die Herzkranzgefäße sind jedoch in Ordnung, dafür hat das Herz eine typische Form, bei der die Spitze stark ausgebeult ist. Normalerweise ist die Prognose gut, das Syndrom kann sich komplett zurückbilden. Es sind allerdings auch Komplikationen wie eine langfristige gewisse Herzschwäche bis zum Herztod möglich. Das Syndrom entwickelt sich im Laufe von Stunden bis Tagen. Sich so zu erschrecken, dass man augenblicklich tot umfällt wird einem gesunden Menschen sehr wahrscheinlich nicht passieren. Sind die Herzkranzgefäße aber schon stark verändert oder es besteht eine Neigung zu Herzrhythmusstörungen, kann theoretisch ein emotionales Ereignis so einen Stress auslösen, dass die Herzfrequenz stark ansteigt und es zu einem plötzlichen Herztod kommt.
Freitag, 15.11.2024
EU-Behörde gibt grünes Licht für neues Alzheimermedikament
Das Alzheimermedikament Leqembi kann nun doch in der EU auf den Markt kommen - allerdings nur für einen begrenzten Personenkreis. Das Medikament wird zur Behandlung von leichter kognitiver Beeinträchtigung oder leichter Demenz infolge von Alzheimer bei Patienten, die nur eine oder keine Kopie des Proteins ApoE4 - das als genetischer Risikofaktor für eine Alzheimererkrankung gilt- haben, empfohlen. Diese Patienten hätten nur ein geringes Risiko für schwerwiegende Nebenwirkungen, wie Hirnschwellung oder -blutung. Das Mittel soll im Rahmen eines kontrollierten Zugangsprogramms angeboten werden, um sicherzustellen, dass es nur bei der empfohlenen Patientengruppe eingesetzt wird. Im Juli noch wurde eine negative Stellungnahme zur Anwendung von Leqembi in einer breiten Gruppe aller Patienten im frühen Alzheimerstadium abgegeben, mit der Begründung das die beobachtete Verzögerung des kognitiven Abbaus das Risiko schwerwiegender Nebenwirkungen nicht aufwiege. Studien hatten gezeigt, dass das Medikament den kognitiven Verfall im frühen Stadium um 27% verlangsamen kann. Jedoch wurde das Medikament bei fast 13 % Prozent der Patienten mit einer gefährlichen Gehirnschwellung in Verbindung gebracht.
Donnerstag, 14.11.2024
Reisemedizin: Dengue, Tollwut und Pertussis
Dengue auf den Jungferninseln (brit. & USA): seit Beginn des Jahres wurden 180 Infektionen bestätigt. Schutz vor den überwiegend tagaktiven Überträgermücken beachten. Seit Februar 2023 ist eine Impfung verfügbar.
Tollwut in Marokko: Tod eines Mannes im Oktober nach Biss eines Haushundes. Mit Übertragungsrisiko, vor allem durch streunende Hunde, ist landesweit zu rechnen, auch in Städten und Touristikgebieten. Bei verdächtigen Tierkontakten ist sofort ein Arzt aufzusuchen. Eine prophylaktische Impfung ist vor allem bei längeren Aufenthalten zu empfehlen.
Pertussis in den Niederlanden: Kontinuierlicher Anstieg der Fallzahlen seit Mitte 2023. In diesem Jahr wurden 17.500 Infektionen gemeldet. 6 Babys und 3 Erwachsene sind verstorben. Vor dem Aufenthalt im Ausland sollte immer der Standardimpfschutz überprüft und ggf. ergänzt werden.
Dienstag, 12.11.2024
Warum haben gerade so viele Kinder Lungenentzündungen?
Extrem viele Menschen, darunter viele Kinder, leiden derzeit an atypischen Lungenentzündungen, ausgelöst durch Mykoplasmen. Einerseits gibt es aufgrund von Mutationen regelmäßig Anstiege der Fallzahlen, andererseits ist nach der Aufhebung der Hygienemaßnahmen der Pandemie eine Art Nachholeffekt zu beobachten. Die Übertragung erfolgt über Tröpfchen etwa beim Anhusten. Anders als die meisten Erkältungkrankheiten treten Mykoplasmeninfektionen das ganze Jahr über auf. Besonders häufig infizieren sich Kinder im Schulalter. Obwohl der Allgemeinzustand in der Regel weniger beeinträchtigt ist, als bei einer typischen Lungenentzündung, sieht man dem Kind meist an, dass es ihm schlecht geht. Beim Abhören der Lunge gibt es häufig keine Auffälligkeiten. Für eine sichere Diagnose ist ein PCR-Test nötig. Die meisten Kinder können zu Hause behandelt werden. Bei Symptomen wie Atemnot oder Abneigung gegen Trinken sollte jedoch eine Klinik aufgesucht werden. In seltenen Fällen kann es zu gefährlichen Komplikationen wie einer Hirnhautentzündung kommen. Dann hat das Kind beispielsweise starke Kopfschmerzen oder es kann plötzlich nicht mehr sprechen oder ist stark verwirrt. Menschen mit Vorerkrankungen können darüber nachdenken, sich bei großen Menschenansammlungen mit einer Maske zu schützen. Eine medizinische Maske reicht hier aus, da die Bakterien wesentlich größer sind, als Viren. Eine FFP2-Maske ist nicht notwendig.
Freitag, 08.11.2024
Sind Himalaya-Salz, Meer-Salz und Co gesünder?
Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung haben Natursalze keinen gesundheitlichen Vorteil gegenüber dem herkömmlichen Speisesalz. Der größte Unterschied liege im Preis. Das als Kochsalz bekannte Speisesalz wird in Salinen gewonnen, gereinigt und raffiniert. Elemente wie Kalium, Eisen und Calcium werden ausgelöst. Bei sogenannte Natursalzen wird auf das Raffinieren verzichtet. Bei den Spurenelementen handelt es sich jedoch um „verschwindend geringe Mengen“, die keinen Beitrag zur Gesundheit leisteten. Wenn Speisesalz verwendet wird, sollte es mit Jod und Fluorid angereichert sein. Mit Folsäure angereichertes Speisesalz, sei dagegen nicht notwendig. Die empfohlene Folatzufuhr lasse sich auch bei erhöhtem Bedarf durch folatreiche Lebensmittel decken. Lediglich Schwangeren und Frauen mit Schwangerschaftswunsch werde die Einnahme spezieller Folsäurepräparate empfohlen. Im Unterschied zu anderen Zusätzen stehen die sogenannten Rieselhilfen, wie Siliziumdioxid (E 551), in Verdacht, sich negativ auf die Gesundheit auszuwirken. Rieselhilfen müssen auf der Packung gekennzeichnet sein, die erlaubten Mengen sind in der EU genau festgelegt. Grundsätzlich ist es nicht schädlich, naturbelassene Salze zu konsumieren. In Meer-Salz sind allerdings immer wieder Spuren von Mikroplastik zu finden und die oft als Gourmetsalze beworbenen exotischen Salzen sind außerdem weniger nachhaltig. Salz aus Pakistan oder Südamerika hat einen lange Transportwege hinter sich. Ein weiterer möglicher Nachteil von Natursalzen ist die Großkörnigkeit, die dazu verleiten kann, größere Mengen zu sich zu nehmen.
Donnerstag, 07.11.2024
Taktik gegen Dengue, Zika und Gelbfieber: Taube Moskitos paaren sich nicht
Moskitos paaren sich in Sekundenschnelle in der Luft. Männchen folgen dabei dem Klag der Flügelschläge des Weibchens. Entsprechend rasch vermehren sich die Insekten. Forschende haben sich nun in einer Studie auf ein Protein konzentriert, dass das Gehör beeinflusst. Die gentechnisch veränderten Moskitos reagierten nicht mehr auf die Flugtöne potenzieller Partnerinnen. Laut Forschenden ist der Ansatz ein vielversprechender Weg zur Mückenbekämpfung. Es ist nicht das erste Mal das Forschende Stechmücken gezielt verändern. In Brasilien wurden vor einigen Jahren Moskitos mit einem Bakterium infiziert, dass die Überlebens- und Paarungsfähigkeit der Insekten verändern kann. An den untersuchten Orten wurde ein geringeres Risiko der Menschen festgestellt, an Dengue zu erkranken als andernorts. Unter anderem Umweltschützer sehen solche Versuche kritisch. Stechmücken können zwar Krankheiten übertragen, zugleich sind sie aber wichtiger Bestandteil der Nahrungskette, zudem bestäuben sie verschiedene Pflanzenarten.
Montag, 04.11.2024
Bornavirus bei Tieren in Bayern - Behörden warnen
Bei mehreren Tieren in Bayern, darunter Igeln, ist das Bornavirus nachgewiesen worden. In sehr seltenen Fällen können sich auch Menschen mit dem Erreger anstecken, Folge ist eine meist tödlich verlaufende Hirnhautentzündung. Die Behörden rufen deshalb nun zur Vorsicht auf. Bisher gilt die Feldspitzmaus als einziger bekannter Überträger. Tote Mäuse sollen nicht mit bloßen Händen angefasst werden. Auch beim Kontakt mit Igeln sollte man sich generell schützen, zum Beispiel wenn im Herbst unterernährte Igel zur Pflegestation gebracht werden. Ein Großteil der gemeldeten Fälle kommt aus Bayern, aber auch Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen sowie angrenzende Bundesländer sind betroffen.
Samstag, 02.11.2024
Gonarthrose: Semaglutid lindert Schmerzen mit der Gewichtsabnahme deutlich
Wöchentliche subkutane Injektionen des GLP-1-Agonisten Semaglutid haben in einer randomisierten Studie bei adipösen Patienten mit Gonarthrose das Körpergewicht reduziert und die Knieschmerzen deutlich gelindert. Die Ergebnisse der vom Hersteller gesponserten Studie wurden im New England Journal of Medicine publiziert. Neben den Schmerzen verbesserte sich auch die Steifigkeit mit einer Verringerung im WOMAC-Stiffness-Score um 15,9 Punkte (8,6-23,2 Punkte).
Freitag, 01.11.2024
Neue Theraieansätze bei Darm- und Leberkrebs
In den vergangenen 20 Jahren gab es fundamentale Veränderungen im Verständnis, der Diagnostik und der Therapie von Krebserkrankungen: molekulare Therapien, Immuntherapien, zelluläre Therapien, personalisierte Impfungen oder der Einsatz von KI. Als wichtigste Risikofaktoren für Darmkrebs gelten: Tabakkonsum, Übergewicht, Bewegungsmangel, ballaststoffarme Ernährung und regelmäßiger Konsum von Alkohol und rotem Fleisch. Bei Magenkrebs oder Tumoren am Gebärmutterhals sind krebsauslösende Erreger bekannt und lassen sich gezielt bekämpfen. Bei Darmkrebs soll nun ein bestimmter Stamm von E.-coli-Bakterien eine Rolle spielen, welcher ein Gift produzieren, das gesunde Zellen entarten lassen kann. Wenn die Auslöser besser verstanden sind, kann man ganz spezifisch dort eingreifen. Auch beim Leberkrebs zeichnen sich neue Ansätze der Vorbeugung ab. Im Mittelpunkt steht dabei die Fettleber: Sie tritt bei Alkoholikern auf, aber häufig auch bei Menschen, die nur mäßig oder gar nicht trinken. Bei ihnen verfettet die Leber durch zu viel Zucker und Fett im Essen. Experimente mit Mäusen haben nun gezeigt, dass ein Fasten von ein oder zweimal die Woche für 24 Stunden das Rezept war, das am besten funktioniert hat, um die Fettleber zu reduzieren und die Inzidenz von Leberkrebs zu senken.
Donnerstag, 31.10.2024
Wenn das Herz im jungen Alter stehenbleibt
Tausende Menschen sterben jedes Jahr am plötzlichen Herztod - und das trifft nicht nur Ältere. Die Ursachen für einen Herzstillstand bei jungen Menschen sind meistens angeborene Herzfehler, Veränderungen der Herzkranzgefäße oder Herzmuskelentzündungen. Auch exzessiver Drogenkonsum kann tödlich enden. Der größte Teil aber geht auf genetisch bedingte Herzerkrankungen zurück. Die Betroffenen wissen oft nichts von ihrer Erkrankung, der plötzliche Herzstillstand sei oft "das erste und einzige Anzeichen" für den genetischen Defekt. Deswegen ist es gerade für junge Menschen umso wichtiger, ungewöhnliche Ereignisse wie kurze Ohnmachtsanfälle bei sportlicher Belastung oder Krampfanfälle ohne ersichtlichen Grund abklären zu lassen, besonders, wenn es in der Familie schon plötzliche Todesfälle in jungen Jahren gegeben hat. Oft werden diese Fälle als "Herzinfarkt" verbucht. Dahinter steckt aber meist eine genetisch bedingte Herzerkrankung. Bislang gibt es keine ursächliche Behandlung für solche Herzrhythmusstörungen. An Gentherapien wird geforscht - noch aber ist kein Medikament in Sicht. Die Basistherapie basiert auf Betablockern, die die Wirkung des Stresshormons Adrenalin und des Botenstoffs Noradrenalin herabsetzen und so das Herz beruhigen.
Mittwoch, 30.10.2024
Hausärzte verteidigen telefonische Krankschreibung
In der Corona-Pandemie ist die Möglichkeit eingeführt worden, sich telefonisch krankschreiben zu lassen, wenn die Patientin oder der Patient in der Praxis bekannt ist und es keine schweren Symptome gibt. Arbeitgeber äußern Kritik wegen eines erhöhten Krankenstandes. Nun hat die Bundesregierung eine Überprüfung der Maßnahme vereinbart. Finanzminister Christian Lindner sagt voraus, dass man künftig für eine Krankschreibung wieder zum Arzt gehen müsse, da es leider „eine Korrelation zwischen dem jährlichen Krankenstand und der Einführung der Maßnahme zum Bürokratieabbau gebe“. Der Hausärztinnen- und Hausärzteverband verteidigt die telefonische Krankschreibung. Die Einführung sei aus medizinischer Sicht sinnvoll gewesen und sei bisher eine der wenigen erfolgreichen Maßnahmen zur Entbürokratisierung des Gesundheitswesens. Man sehe kein Ausnutzen der neuen Regel in der Praxis. Die Maßnahme jetzt abzuschaffen würde die Patientenversorgung in den kommenden Monaten mit zahlreichen Infektionskrankheiten gefährden.
Montag, 28.10.2024
Ruanda findet Ursprung des Marburg-Ausbruchs
Der Ausbruch des sich seit einem Monat in Ruanda verbreitenden tödlichen Marburg-Virus ist dem Gesundheitsministerium zufolge durch eine Übertragung von Flughunden auf Menschen ausgelöst worden. In der Nähe einer Bergbaumine befände sich eine Höhle mit Flughunden, wodurch es zu Kontakt zwischen den Arbeitern und den Flughunden gekommen ist. Das Virus kann hohes Fieber, Muskelschmerzen, Bauchkrämpfe, Durchfall und blutiges Erbrechen auslösen. In Ruanda haben sich bislang 65 Menschen infiziert, 15 davon starben. Das Marburg-Virus erhielt seinen Namen durch einen Ausbruch in einem Labor in der Stadt Marburg im Jahr 1967, wo Mitarbeiter Kontakt mit infizierten Versuchsaffen hatten. 29 Menschen infizierten sich, 7 davon starben. Es blieb bis jetzt der einzige Fall in Deutschland.
Sonntag, 27.10.2024
Osteoporose schneller erkennen und besser behandeln
Obwohl Osteoporose eine Volkskrankheit ist, wird sie aktuell in Deutschland bei 70 Prozent der Betroffenen nicht diagnostiziert. Eine neue medizinische Leitlinie soll die Versorgung verbessern. In der neuen Leitlinie sind 101 Risikofaktoren für Osteoporose-assoziierte Knochenbrüche definiert. Ergibt der neue Risikorechner ein erhöhtes Knochenbruchrisiko, erfolgt eine Knochendichtemessung. Sie ermittelt die Knochenstruktur und den Mineralgehalt an beiden Oberschenkelknochen und in der Lendenwirbelsäule. Oberste Priorität bei Osteoporose hat eine ausreichende Versorgung mit Kalzium und Vitamin D sowie Bewegung. Ob eine Therapie über eine Vitamin-D-Gabe hinaus nötig ist, richtet sich nach dem individuellen Knochenbruchrisiko und der Situation des Patienten. Knochenaufbauende- sowie erhaltende Medikamente sollen nach der neuen Leitlinie schneller eingesetzt werden, um die Knochen frühzeitig zu stabilisieren.
Samstag, 26.10.2024
Können Mundspülungen Krebs auslösen?
Einer aktuellen belgischen Studie zufolge ist die Verwendung des alkoholhaltigen Mundwasser Listerine Cool Mint mit einer erhöhten Häufigkeit oraler Bakterien verbunden, die bei Parodontalerkrankungen, Speiseröhren- und Darmkrebs sowie systemischen Erkankungen angereichert sind. Das heißt, statt krankmachende Bakterien abzutöten, scheint das Mundwasser diese zu fördern. Von dem Gebrauch eines alkoholischen Mundwassers über Monate hinweg wird abgeraten. Die meisten Mundwasser enthalten keinen Alkohol. Dieser wird auf der Flasche mit Ethanol bezeichnet. Grundsätzlich sind Mundwasser ohne Alkohol besser geeignet. Liegt kein Risiko für Zahnerkrankungen vor, wird in der Regel keine Mundspülungen empfohlen. Für die Zahngesundheit sind eine gesunde Ernährung mit viel Obst und Gemüse, insbesondere entzündungshemmendem, grünem Gemüse sowie tägliches, mehrfaches Zähneputzen und Zahnseide wichtig.
Donnerstag, 24.10.2024
Folge von Wirbelstürmen: Infektionen mit Vibrionen-Erreger
Durch die Hurrikane „Helene“ und „Milton“ hatte es in Florida großflächige Überschwemmungen gegeben. Warmes, brackiges Meerwasser wiederum ist der ideale Nährboden für Vibrio-vulnificus-Bakterien, die schwere Erkrankungen auslösen können. Die Bakterien können durch den Verzehr von Meeresfrüchten in den menschlichen Organismus geraten. Oder aber durch den Kontakt von Brackwasser mit offenen Wunden. Die gemeldeten Fälle liegen jetzt schon weit über denen der Vorjahre und könnten in den kommenden Monaten noch weiter steigen.
Dienstag, 22.10.2024
Erster Mpox-Fall der Klade Ib in Deutschland
Erstmals wurde die neue Mpox-Variante Ib in Köln nachgewiesen. Der Patienten hatte sich zuvor in einem ostafrikanischen Land aufgehalten. Alle Kontaktpersonen seien identifiziert, aufgeklärt und betreut. Es bestehe keine Ansteckungsgefahr für die Kölner Bevölkerung. Laut WHO ist die Klade Ib ansteckender und gefährlicher als frühere Mpox-Varianten, die schon in Deutschland auftraten, trotzdem geht man weiterhin nicht von einer erhöhten Gefährdung in Deutschland aus. Laut RKI werde die Situation genau beobachtet und Empfehlungen bei Bedarf angepasst. Für eine Übertragung von Mpox ist ein enger körperlicher Kontakt, wie etwa beim Umarmen, Küssen oder Sex erforderlich. Es wird davon ausgegangen, dass die verfügbaren Impfstoffe auch gegen Klade I wirksam seien. Laut dem Gesundheitsamt ist Deutschland strukturell, gesetzlich und medizinisch auf das potenzielle Auftreten eines Mpox-Falls der Klade I vorbereitet. Mitte August war in Schweden der erste Fall dieser Mpox-Virus-Variante außerhalb des afrikanischen Kontinents bestätigt worden. Die betroffene Person hatte sich zuvor in Afrika aufgehalten. Die europäische Gesundheitsbehörde rechnete schon länger mit weiteren eingeschleppten Fällen in Europa.
Montag, 21.10.2024
BfR warnt vor Koffeinpulver
Koffein gehört für viele zum Wachwerden dazu, oft in Form von Kaffee oder Energiedrinks. Im Handel gibt es auch reines Koffeinpulver, doch dies kann schnell zu einer Überdosis führen. Schon ein bis zwei Teelöffel können tödlich sein. Empfohlen werden für gesunde Erwachsene nicht mehr als 0,2 g als Einzeldosis und 0,4 g über den Tag verteilt. Solche kleinen Mengen lassen sich kaum abmessen, sodass es leicht zu einer Überdosierung kommt. Zu hohe Mengen führen zu Unruhe, Übelkeit, erhöhtem Blutdruck, Herzrasen oder Herzrhythmusstörungen. Die empfohlene Tagesdosis für Koffein liegt bei gesunden Erwachsenen bei 400 mg (Schwangere 200 mg). Ab einer Einnahme von fünf bis zehn Gramm ist pures Koffein lebensgefährlich. Für fünf Gramm Koffein müsste ein Mensch rund zehn Liter Kaffee trinken. Bei Koffeinpulver braucht es nur ein oder zwei Teelöffel.
Sonntag, 20.10.2024
Deutsche Leberstiftung warnt: „Finger weg von Pilzen aus dem Wald“
Experten warnen davor, Pilze aus dem Wald zu verzehren. Das Risiko sei zu groß. Im Essener Uniklinikum werden derzeit drei Kinder und ein Erwachsener nach dem Verzehr von Knollenblätterpilzen wegen akuten Leberversagens behandelt. Der Knollenblätterpilz ist der giftigste Pilz überhaupt und sieht dem Champignon sehr ähnlich. Auch auf Apps solle man sich nicht verlassen. Wer unbedingt sammeln will, sollte das nur zusammen mit einem erfahrenen Pilzexperten tun. Wie stark die Vergiftung ausfällt, hängt davon ab, wie viel man davon gegessen hat, wie groß und schwer man ist und wie schnell die Vergiftung behandelt wird. Bei schnellem Eingreifen können ein Gegengift oder auch Kohletabletten verabreicht werden und ein Leberschaden eventuell verhindert werden, im gravierendsten Fall ist eine Lebertransplantation nötig.
Donnerstag, 17.10.2024
Exzessives Trinken kann zu Herzrhythmusstörungen führen
Eine Münchner Studie bei Partygängern nach exzessivem Trinken hat ergeben, dass bei über fünf Prozent der ansonsten gesunden Teilnehmer klinisch relevante Arrhythmien - überwiegend in der Erholungsphase - auftraten. Es wurden Daten von mehr als 200 jungen Männern und Frauen ausgewertet, die regelmäßig ausgehen und mehrere alkoholische Getränke konsumieren. Während der Studie wiesen sie Spitzenwerte von bis zu 2,5 Promille auf. Alkohol, so scheint es, könne profund in die Prozesse des Herzens eingreifen. Welche langfristigen schädlichen Effekte die alkoholbedingten Rhythmusstörungen auf die Herzgesundheit haben, bleibt Gegenstand weiterer Forschung. Auch andere Forschung belegt negative Effekte aufs Herz. Eine Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf zeigte, dass auch regelmäßig konsumierte kleine Mengen Alkohol das Vorhofflimmern auslösen können- und zwar auch bei gesunden Menschen ohne Vorerkrankungen.
Dienstag, 15.10.2024
Apotheken beklagen Lieferprobleme bei Kochsalzlösung
Was in Kliniken schon seit Monaten ein großes Problem ist, erreicht jetzt auch die Versorgung ambulanter Patienten. Zahlreiche Hersteller von Kochsalzlösungen können öffentliche Apotheken nicht mehr ausreichend beliefern. Der Chef des Apothekerverbands fordert stabile Lieferketten und mehr Verantwortung in der Politik. Kliniken in Nordrhein-Westfalen beklagen schon seit längerem das Fehler ausreichender steriler isotonischer Kochsalzlösungen sowohl zu Infusions- als auch zu Spülzwecken. Das Bundesinstitut für Arzneimittel erklärte, die Engpässe würden wohl noch bis zum 31.12.2024 andauern.
Montag, 14.10.2024
Demokratische Republik Kongo: Krankenhausmitarbeiter erhalten zuerst lang erwartete Mpox-Impfung
In der Demokratischen Republik Kongo hat die Impfkampagne gegen das Mpox-Virus begonnen. Zuerst erhielten Mitarbeiter eines Krankenhauses, die sich in ständigem Kontakt mit den Kranken befinden, eine Impfung, nun soll die Impfung nach und nach auch dem Rest der Bevölkerung zur Verfügung stehen. 265.000 Dosen Impfstoff wurden von der Europäischen Union, der Impfinitiative Gavi und den Vereinigten Staaten gespendet. Millionen weitere Dosen sollen von Frankreich und Japan kommen. Die Zahl der Mpox-Fälle nimmt in den afrikanischen Ländern stetig zu. Die ostkongolesische Provinz Nord-Kivu gilt als Epizentrum des Mpox-Ausbruchs. Seit Anfang des Jahres sind im ganzen Land mehr als 30.000 Verdachtsfälle und im Labor bestätigte Fälle sowie 990 Todesfälle gemeldet worden. Ein Drittel der Betroffenen sind Kinder unter fünf Jahren. 70 Prozent der Toten waren ebenfalls Kleinkinder.
Sonntag, 13.10.2024
Neue Medikamente: Künstliche Intelligenz als Entwicklungshelfer?
Pharmaunternehmen investieren oft Milliarden in Medikamentenentwicklung. Trotzdem scheitern rund 90 Prozent der Wirkstoffe, wenn die Entwicklung schon fast abgeschlossen ist. Eine mit Daten zu Wirksamkeit, Bioverfügbarkeit und Nebenwirkungen von bereits bekannten Wirkstoffen trainierte Künstliche Intelligenz (KI) kann Forschende unterstützen, diese Faktoren in neu entdeckten Wirkstoffen vorauszusagen. Synthetische Wirkstoffe könnten gezielter auf einen bestimmten Krankheitserreger wirken und Resistenzen umgehen. Auch in der Entwicklung neuer Krebstherapien auf mRNA-Basis wird KI eingesetzt, sie könnten in Zukunft zu einer personalisierteren Medizin führen. Es wurde auch schon versucht, den Spieß umzudrehen: Statt Medikamente sollte die KI möglichst giftige Moleküle entwickeln. Die Ergebnisse dieses Versuchs wurden im Anschluss vernichtet, aber klar ist: In den falschen Händen kann ein solches Werkzeug auch Schaden anrichten. Es ist unklar, wie erfolgreich die Verwendung von KI in der Pharmaindustrie tatsächlich sein wird. Einige Wirkstoffe, die mit Hilfe von KI entworfen wurden, werden bereits in klinischen Studien untersucht.
Freitag, 11.10.2024
Suche nach Antibiotika: Der Wirkstoff aus dem Matsch
Aktuell sorgen Lieferengpässe für Verknappung von Antibiotika, seit Herbst 2022 sind viele Antibiotika vor allem für Kinder nicht verfügbar. Hinzu kommt, dass immer mehr Antibiotika aufgrund von Resistenzen ihre Wirksamkeit verlieren. Je öfter ein Antibiotikum eingesetzt wird, desto wahrscheinlicher sind Resistenzen. Krankheiten können sich länger hinziehen oder gravierender sein. Um die Situation zu verbessern, ist zum einen ein bewusster Umgang mit Antibiotika und zum anderen die Suche nach neuen Wirkstoffen nötig. Das Projekt „Microbelix“ im Saarland setzt nun auf die Mitwirkung der Bürger. Vom Kind bis zum Erwachsenen haben alle die Möglichkeit Bodenproben in der Natur zu nehmen und in einer Forschungseinrichtung abzugeben. Mit jeder Bodenprobe wächst die Chance ein neues Bakterium und somit einen neuen Wirkstoff zu finden. Die Forscher können auch bereits erste Erfolge verzeichnen. In einer Bodenprobe konnten in einem Bakterium Thiamyxine gefunden werden. Diese wirken zwar nicht antibakteriell, aber antiviral und haben sich im Labor wirksam gegen SARS-CoV-2 gezeigt.
Donnerstag, 10.10.2024
Was Mykoplasmen mit Lungenentzündung zu tun haben
Mykoplasmen sind Bakterien, die Infektionen der Lunge, der Harnwege und des Genitaltrakts auslösen können und von Medikamenten wie Penicillin nicht bekämpft werden können. Im Allgemeinen verlaufen die Infektionen mild, können aber auch schwer sein. Der Erreger wird durch Husten und Niesen verbreitet. Zwischen der Ansteckung und dem Auftreten erster Symptome liegen zwei bis vier Wochen. Die häufigsten Symptome sind Husten, Fieber oder Halsschmerzen, aber auch Durchfall, Erbrechen oder Keuchen. Um die Krankheit zu erkennen, ist ein Rachenabstrich nötig, bei Verdacht auf Lungenentzündung wird ein Röntgenbild gemacht. Anders als bei einer normalen Lungenentzündung entwickeln sich die Symptome langsamer und sind nicht so ausgeprägt. Die meisten Menschen erholen sich ohne Medikamente von einer Infektion, in schweren Fällen wird Azithromycin oder Doxycylin verabreicht. Es gibt offenbar einen verspäteten Nachholeffekt nach der Corona-Pandemie. Die Hygiene-Maßnahmen haben dazu geführt, dass die Infektionen stark gesunken sind. In Deutschland ist eine Mykoplasmen-Infektion nur in Sachsen meldepflichtig. Dort haben sich die Infektionszahlen gegenüber 2018 verzehnfacht.
Dienstag, 08.10.2014
Reisemedizin: Dengue - Gelbfieber - West-Nil-Fieber - Tollwut - Chikungunya
Dengue in USA, Spanien und Frankreich: Im Bundesstaat Florida wurden bis Mitte September 37 lokale Infektionen gemeldet, in Kalifornien 4. Frankreich meldet seit Anfang Juli im Süden des Landes 68 lokale Infektionen. Betroffen sind Okzitanien, Provence-Alpes-Côte d’Azur und Auvergne-Rhône-Alpes. Seit Anfang September wurden in Spanien, in der Provinz Tarragona (Katalonien) 8 lokal erworbene Infektionen registriert. Es sind die ersten in diesem Jahr. Schutz vor überwiegend tagaktiven Mücken beachten. Seit Februar 2023 ist eine Impfung verfügbar.
Gelbfieber in Bolivien: Seit Ende April sind in La Paz 3 Menschen verstorben und zwei weitere erkrankt. In Santa Cruz wurden 2 Infektionen registriert. Bei Reisen in das Tiefland östlich der Anden wird eine Impfung empfohlen. Bei Einreise aus Endemiegebieten ist die Gelbfieberimpfung vorgeschrieben.
West-Nil-Fieber in Griechenland: Seit Anfang Juli wurden in mehreren Regionen, besonders im Norden, 163 Erkrankungen registriert. 17 Menschen sind verstorben. Mückenschutz beachten
Tollwut in Indien: In diesem Jahr sind im Bundesstaat Meghalaya (NO) 16 Menschen verstorben, in Tamil Nadu (S) 22. In Manipur(NO) wurden eine Erkrankung und 3 Todesfälle gemeldet. Im letzten Jahr wurden in mehreren Bundesstaaten Todesfälle gemeldet. Im September 2023 wurde in Goa (W) der erste Todesfall seit 2017 gemeldet. Indien gehört weltweit zu den Ländern mit den höchsten Fallzahlen bei Tieren und Menschen. 2022 sind etwa 310 Menschen verstorben. Hauptüberträger ist der (streunende) Hund. Betroffen sind auch Großstädte. Bei verdächtigem Tierkontakten sofort Arzt aufsuchen und auf Verwendung moderner Gewebekultur-Impfstoffe achten. Eine vorbeugende Impfung ist empfehlenswert.
Chikungunya in Brasilien: In diesem Jahr wurden 386.300 Verdachtsfälle und 170 Todesfälle gemeldet. Im Bundesstaat Gerais wurde aufgrund der epidemiologischen Lage Ende Januar der Gesundheitsnotstand ausgerufen. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Infektionszahlen deutlich gestiegen. Mitte 2014 wurden die ersten lokalen Infektionen gemeldet. Seitdem breitet sich die Infektion landesweit aus. Mückenschutz beachten
Montag, 07.10.2024
Metamizol: EMA empfiehlt neue Sicherheitshinweise
Metamizol, auch bekannt als Novaminsulfon, ist ein weit verbreitetes Analgetikum, das in vielen Ländern der EU zur Behandlung von mäßigen bis starken Schmerzen und Fieber zugelassen ist. Es wird häufig zur Schmerzlinderung nach Operationen, bei Verletzungen oder bei krebsbedingten Schmerzen verwendet. Trotzdem ist Metamizol mit einem bekannten Risiko für Agranulozytose verbunden. Dabei handelt es sich um eine schwerwiegende und potenziell tödliche Nebenwirkung. Um das Bewusstsein dafür zu schärfen, sollen laut Europäischer Arzneimittel-Agentur die Produktinformationen aktualisiert werden.
Samstag, 05.10.2024
Europäische Kommission weitet Mpox-Impfung auf Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren aus
Die Europäische Kommission hat die Zulassung des Mpox-Impfstoffs Imvanex auf Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren ausgeweitet. Die Entscheidung beruht auf positiven Zwischenergebnissen einer klinischen Studie bei Jugendlichen und soll die afrikanischen Länder im Kampf gegen die fortdauernde Ausbreitung von Mpox unterstützen. Die Epidemie betrifft bereits 15 afrikanische Länder, nachdem Marokko letzte Woche einen Ausbruch mit drei verdächtigen und einer bestätigten Infektion gemeldet hat.
Donnerstag, 03.10.2024
Elf Tote durch Marburg-Fieber in Ruanda
In Ruanda ist es zu einem Ausbruch des hochansteckenden Marburg-Fiebers gekommen. Mittlerweile ist die Zahl der Erkrankten auf 36 gestiegen, 11 Personen sind an der Viruserkrankung gestorben. Die behandelten Patienten gehören überwiegend medizinischem Personal an. Der Ursprung des Ausbruchs wird derzeit untersucht. Das Marburgvirus löst Fieber mit Symptomen wie Krämpfen, blutigem Erbrechen und Durchfall aus - bis zu 88 % der Erkrankten sterben. Der Erreger trägt den Namen der deutschen Stadt, weil sich dort 1967 Laborangestellte mit dem bis dahin unbekannten Virus bei Laboraffen angesteckt hatten. Die Übertragung erfolgt durch Kontakt mit Körperflüssigkeiten, nicht durch die Luft. Vermutet wird, dass das Virus von Flughunden stammt.
Dienstag, 01.10.2024
Warum auch in Deutschland die Masernfälle steigen
Bis Ende September wurden rund 550 Masern-Fälle an das Robert Koch-Institut gemeldet. Die überwiegende Mehrheit sei ungeimpft gewesen. 2023 waren es insgesamt nur 79 Fälle, 2022 insgesamt 15. Die Infizierten waren dieses Jahr zwischen 0 und 75 Jahre alt. Insbesondere Kinder in den ersten Lebensjahren sind betroffen. Bis vor einem halben Jahrhundert waren Masern in der ganzen Welt verbreitet - mit Einführung der Impfung in den 1960er Jahren ist die Zahl der Erkrankungen erheblich gesunken. Zwischenzeitlich schien sogar die Ausrottung der Masern möglich. Dies ist heute in weite Ferne gerückt. In vielen europäischen Ländern liegt der Anteil ungeimpfter Kinder unter 95 %. Dies liegt zum einen an einer wachsenden Zahl von Menschen, die die Impfung für überflüssig oder sogar schädlich halten, zum anderen führen Kriege oder Flüchtlingsbewegungen dazu, dass Kinder nicht wie vorgesehen geimpft werden können. Die Krankheit ruft neben den typischen roten Flecken einen stark geschwächten Allgemeinzustand hervor, zudem können Lungen- und Hirnhautentzündungen auftreten. Masern-Viren sind über den Husten hochansteckend. Die aktuelle Ausbreitung ist häufig auf Infizierte Einreisende aus dem Ausland zurückzuführen. Die Stiko empfiehlt 2 Impfdosen für alle Kinder in den ersten beiden Lebensjahren. Die Masern-Erkrankung kann durch eine Impfung fast ausnahmslos verhindert werden. Seit 2020 ist es in Kitas und Schulen vor der Neuaufnahme Pflicht, eine Masernimpfung vorzuweisen.
Montag, 30.09.2024
Warum es mehr Fälle von Endometriose gibt
In den letzten 10 Jahren sind die Fälle von Endometriose in Baden-Württemberg von 40.000 auf 64.400 gestiegen, was wahrscheinlich auf ein höheres Bewusstsein für die Krankheit zurückzuführen ist. Sie kommt schon bei jungen Frauen vor, wird aber oft erst mit zunehmendem Alter dokumentiert. Symptome sind u.a. starke Schmerzen während der Periode oder beim Sex. Offenbar leben viele Frauen lange mit den Schmerzen, bis sie diese ärztlich abklären lassen. Beschwerden während der Periode werden häufig bagatellisiert. Von Seiten der Ärzte kann es an unzureichenden Abrechnungsmöglichkeiten und hohem Aufwand für die Erfassung der relevanten Information liegen. Für eine definitive Diagnose ist etwa eine Bauchspiegelung nötig. Endometriose gilt als eine der häufigsten gyäkologischen Erkrankungen. Ber der Krankheit wächst Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, auch außerhalb der Gebärmutter. Diese sogenannten Endometriose-Herde können je nach betroffenem Ort im Körper durch Verwachsungen, Verklebungen und Entzündungen unterschiedliche Beschwerden verursachen. Manchmal erfolgt die Diagnose erst beim unerfüllten Kinderwunsch und der Suche nach Ursachen dafür. Es kommt aber auch vor, dass betroffene Frauen keine Schmerzen haben. Die Ursache für die Entstehung der Krankheit ist nicht genau geklärt. Gene spiele wohl eine Rolle, in Fachkreise wird aber auch vermutet, dass einer der Risikofaktoren sein könnte, dass Frauen heutzutage viel mehr Menstruationszyklen durchlaufen als in früheren Zeiten, u.a. wegen dem damals früheren Alter der ersten Schwangerschaft und insgesamt wesentlich mehr Schwangerschaften. Um Beschwerden zu mindern stehen medikamentöse, hormonelle und operative Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung.
Sonntag, 29.09.2024
RKI meldet bundesweite Salmonellen-Welle
In Deutschland, Österreich und Dänemark gibt es einen Ausbruch einer seltenen Unterform der Bakterienart Salmonella enterica. Wie andere Salmonellen-Typen kann sie Lebensmittelinfektionen beim Menschen verursachen. Typische Symptome sind Durchfall, Bauchschmerzen und Krämpfe, Übelkeit und Erbrechen sowie Fieber. Allein in Deutschland sind seit dem ersten Autreten im Juli bereit 98 Fälle erfasst - mit weiteren Infektionen ist zu rechnen. Es sind alle Bundesländer außer Bremen und dem Saarland betroffen. Von 2015 bis 2023 waren es jeweils lediglich ein bis sechs Fälle pro Jahr. Zeitliche und räumliche Auftreten der Krankheitswelle lassen auf Rucola als mögliche Quelle schließen.
Freitag, 27.09.2024
Reisemedizin: Gelbfieber - West-Nil-Fieber - Dengue
Gelbfieber in Bolivien: Erstmals seit drei Jahren sind wieder einige Menschen erkrankt und verstorben. Bei Reisen in der Tiefland östlich der Anden wird eine Impfung empfohlen. Bei Einreise aus Endemiegebieten ist die Gelbfieberimpfung vorgeschrieben.
West-Nil-Fieber in Deutschland, Griechenland und Italien: In den letzten paar Monaten wurden einzelne Infektionen aus Sachsen, Berlin und Niedersachen gemeldet. In diesem Jahr wurde das Virus in Deutschland in 42 Vögeln und 54 Pferden nachgewiesen, meist in Brandenburg und Berlin. 2019 sind in Ostdeutschland erstmals 5 Menschen erkrankt, 2022 wurden 17 Infektionen beim Menschen verzeichnet, 2023 waren es 7. In Griechenland wurden in mehreren Regionen 163 Erkrankungen registriert, 17 Menschen sind verstorben. Die Infektion kommt in Griechenland sporadisch, besonders in den nördlichen Regionen vor. In Italien wurden seit Juli 287 Infektionen und 10 Todesfälle gemeldet, betroffen sind: die Regionen Lombardei, Emilia-Romagna, Venetien, Friaul-Julisch Venetien und Apulien. Das Virus infiziert hauptsächlich Vögel, kann aber auch auf Menschen, Pferde und andere Säugetiere übergreifen. Mückenschutz beachten.
Dengue in Spanien und den USA: Anfang September wurden in der Provinz Tarragona (Katalonien) 5 lokal erworbene Infektionen registriert. Im Bundesstaat Florida wurden bis September 31 lokale Infektionen gemeldet, in Kalifornien 3. Schutz vor überwiegend tagaktiven Stechmücken beachten. Seit Februar 2023 ist eine Impfung verfügbar.
Donnerstag, 26.09.2024
Heftiger Husten - wie gefährlich sind Mykoplasmen für Erwachsene?
Derzeit leiden ungewöhnlich viele Kinder unter Atemwegsinfektionen mit Mykoplasmen. Als Folge kann es auch zu vermehrten Infektionen bei Erwachsenen kommen. Die Infektion beginnt mit Fieber, unproduktivem Husten und Abgeschlagenheit. Kommt es zu einer Lungenentzündung kann auch Luftnot auftreten. Zudem können andere Organe befallen sein und Gelenkschmerzen oder Herzmuskelentzündungen auftreten. Typisch ist auch eine hämolytische Anämie (Blutarmut). Momentan sind stationäre Aufnahmen im Krankenhaus nicht häufiger als bei anderen bakteriellen Lungenentzündungen. Wie auch bei Kindern wird wohl die soziale Distanz während der Pandemie dazu geführt haben, dass typische Infektionswellen in den kalten Jahren ausgeblieben sind und nun nach Abschluss der Pandemie in höherer Intensität auftreten.
Dienstag, 24.09.2024
Krankheitswelle in Baden-Württemberg: Heftiger Husten betrifft vor allem Kinder
Im Südwesten haben derzeit ungewöhnlich viele Kinder mit heftigen Atemwegserkrankungen ausgelöst durch Mykoplasmen zu kämpfen. Es beginnt wie ein grippaler Infekt: Schnupfen, leichtes Fieber, Halsschmerzen. Dann kommt jedoch ein Husten, der sich hartnäckig hält, nach und nach die unteren Atemwege erfassen und schlimmstenfalls eine Lungenentzündung auslösen kann. Typische Symptome sind leichtes Fieber über mehrere Tage und ein andauernder, starker Husten. Medizinische Hilfe brauchen Kinder, wenn beim normalen Ein- und Ausatmen ein leichtes Knistern zu hören ist, dies ist ein Zeichen, dass der Erreger die Lunge erreicht hat. Empfohlen wird eine Antibiotika-Therapie über 5-7 Tage. Gerade am Anfang wir die atypische Pneumonie häufig nicht erkannt und mit Keuchhusten verwechselt. Es empfiehlt sich daher, am Anfang einen Nasen-Abstrich zu machen. Infizierte Kinder sind meist einige Tage vor Auftreten der Symptome bis zu mehreren Wochen danach ansteckend. Der Erreger wird über Niesen und Husten sehr schnell übertragen. Grund für die aktuell hohen Zahlen ist der auch für andere Kinderkrankheiten geltende Effekt seit der Corona-Pandemie: während der Coronazeit hat es aufgrund der sozialen Distanzierung kaum Infektionswellen gegeben. Diese rollen nun um so heftiger über die Kinder hinweg.
Montag, 23.09.2024
Ärzte und Apotheker warnen vor Medikamentenmangel im Herbst
Knapp 500 Medikamente sind derzeit von Liefermangel betroffen. Bei vielen Apotheken besteht deswegen die Sorge, die Patienten nicht jederzeit mit den notwendigen Medikamenten versorgen zu können. Die bekannten Lieferengpässe betreffen nur freiwillige Meldungen der Hersteller. Es wird vermutet, dass der wahre Umfang des Problems noch viel größer ist. Betroffen sind viele wichtige Medikamente von Antibiotika über Insuline bis zu Schmerz- und Betäubungsmitteln. Durch die Engpässe entstehen auch Probleme für Ärztinnen und Ärzte. Patienten müssen häufiger auf andere Medikamente umgestellt werden, wenn das gewohnte Medikament nicht verfügbar ist. Dies verläuft häufig unproblematisch, kann aber auch - je nach Zusammensetzung des Präparats- vereinzelt zu Beschwerden führen. Vor allem Präparate für Kinder könnten bei einer großen Erkältungswelle knapp werden. Dies war bereits im Winter vor 2 Jahren der Fall, als es bundesweit zu wenig Penicillin gab.
Donnerstag, 19.10.2024
Hilfe bei Kopfschmerzen: Triptane oft wirksamer als neuere, teurere Migränemittel
Bei einer im Fachmagazin „British Medical Journal“ erschienenen Auswertung von 130 Studien zur Wirksamkeit von Migränemitteln hat sich die Gruppe der Triptane besonders hervorgehoben. Zu den Triptanen gehören etwa Sumatripan, Zolmitriptan, Rizatriptan und Eletriptan. Diese Medikamente gibt es als Tabletten, Nasensprays und Injektionen. Die meisten davon sind verschreibungspflichtig und sollten nur nach ärztlicher Beratung eingenommen werden, da sie Nebenwirkungen verursachen oder kontraindiziiert sein können - etwa bei Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die aktuelle Metaanalyse zeigt nun, dass die etablierten Triptane Migräneschmerz besser lindern als die kürzlich auf dem Markt erschienenen und weitaus teureren Mittel Lasmiditan, Rimegepant und Ubrogepant. Bei einem Vergleich der Triptane untereinander war das Mittel Eletripan das wirksamste Schmerzmittel nach 2 Stunden, gefolgt von Rizatripan, Sumatripan und Zolmitriptan. Bei anhaltender Schmerzlinderung bis zu 24 Stunden waren Eletriptan und Ibuprofen die wirksamsten Medikamente.
Dienstag, 17.09.2024
Systemischer Lupus: Krebsmedikament bewirkt komplette Remission
Nachdem konventionelle Therapien nicht angeschlagen hatten, behandelte ein Team an der Charité Berlin eine 23-jährige Patientin mit schwerem Lupus erythematodes (SLE) mit dem Krebsmedikament Teclistamab. Aufgrund ihrer dauerhaften Schmerzen konnte die Patientin nicht mehr laufen, sie war auf einen Rollstuhl angewiesen und ihre Nieren drohten zu versagen. Innerhalb weniger Wochen besserten sich Nieren- und Blutwerte, die Entzündung der Haut und Gelenke ebbte vollständig ab. Die Patientin ist in kompletter Remission. Es wäre noch zu früh, um von einer Heilung zu sprechen, aber eine so durchschlagende Wirkung ist in der Rheumatologie eine absolute Ausnahme. Wie lange die Wirkung anhält, ist unklar. Aufgrund der Vorläufigkeit der Ergebnisse ist die Therapie noch nicht für die breitere Anwendung geeignet. Zudem birgt der starke Eingriff in das Immunsystem durch das Präparat teils erhebliche bis lebensgefährliche Risiken. Die an der Charité behandelte Patientin entwickelte während der Teclistamab-Therapie ein schweres Zytokin-Freisetzungssyndrom, sie zog sich eine Lungen- und Nasennebenhöhlenentzündung zu und die Menge ihrer schützenden Antikörper im Blut fiel ab.
Freitag, 13.09.2024
Überversorgte Patiente - Ärzte macht mal halblang
Die kürzlich veröffentlichte S2e-Leitlinie „Schutz vor Über- und Unterversorgung - gemeinsam entscheiden“ der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin beschäftigt sich mit einem vernünftigen, verantwortungsvollen und wenig ideologiegeprägtem Umgang mit den technischen Mitteln der Medizin. Hausärzte begleiten ihre Patienten oft ein Leben lang und häufig steht eine akzeptierende Begleitung und adäquater Umgang mit persistierenden Problemen stärker im Fokus als die Bemühung um Heilung oder Symptomlinderung. Häufig zeigen sich Probleme multimorbider Patienten, die viele Medikamente zusammen einnehmen. Hier könnten Hausärzte dank ihres Überblicks gerade bei älteren Patienten ein wachsames Auge auf mögliche Interaktionen diverser Medikamente haben, was dann gegebenenfalls ein „begründetes Weglassen“ erfordere. Überhaupt sehen die Autoren im Beschwichtigen, Ausschließen und Abraten eine wichtige Aufgabe, wenn Hausärzte mit „angstvollen Fragen“ ihrer Patienten konfrontiert werden. So würden nur zehn Prozent der Konsultationen in einer Diagnose münden. Klima ist bei Überversorgung ein wichtiges Thema, schließlich ist jede medizinische Handlung direkt oder indirekt mit Energie- und Materialaufwand verbunden, also klimaschädlich. Allerdings endet für die Autoren das Klimawohl da, wo das medizinische Wohl anfängt: „Gleichwohl darf Ressourcenschonung zu keiner Unterversorgung führen.“
Dienstag, 10.09.2024
Patientensicherheit: Medizinischer Dienst verteidigt Bürokratie
Seit Jahren wird über eine Entbürokratisierung in Krankenhäusern gesprochen. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft beziffert den Aufwand, der für Bürokratie betrieben wird, auf durchschnittlich drei Arbeitsstunden pro Tag pro Vollzeitkraft. Der Leiter des Medizinischen Dienstes plädiert nun für einen behutsamen Abbau der Bürokratie. Ärztinnen und Ärzte müssen den Patienten einschätzen und Ihre Untersuchung dokumentieren. Es gehe oft um Leben und Tod. Zudem würden die Dokumentationsarbeiten meist parallel zur Untersuchung des Patienten stattfinden und nicht jede Form der Verwaltungsentscheidung und der notwendigen Kontrollen dürfe infrage gestellt werden. Um Bürokratie einzusparen sollten eher unnötige oder doppelte Qualitäts- und Strukturprüfungen vermieden werden. So werde etwa in einem Jahr geschaut, ob das Krankenhaus einen Kernspin habe und ein Jahr später werde das gleiche Gerät erneut bei der Qualitätsprüfung betrachtet. Prüfungen sollten zukünftig aufeinander abgestimmt erfolgen. Momentan dürften aus Datenschutzgründen Erkenntnisse von Strukturprüfungen und Qualitätsprüfungen nicht miteinander verglichen und über Kreuz verwendet werden.
Dienstag, 03.09.2024
Leptospirose-Ausbruch im Zusammenhang mit Farbratten
Leptospirose ist eine Infektionskrankheit, die von Tieren auf Menschen übertragen werden kann und in Deutschland gewöhnlich nur sporadisch vorkommt. Die Symptome können von grippeähnlichen Beschwerden wie leichtem Fieber und Kopfschmerzen bis hin zu einem schweren und potenziell tödlichen Verlauf reichen. Die Übertragung erfolgt in der Regel durch direkten oder indirekten Kontakt mit dem Urin infizierter Ratten und Mäuse, die den Erreger in großen Mengen ausscheiden können. Ausbrüche sind bisher z.B. im Zusammenhang mit Erntearbeiten oder Outdoor-Sportveranstaltungen beschrieben. Im Sommer 2023 kam es zu einem bundeslandübergreifendem Leptospirose-Ausbruch im Zusammenhang mit der Haltung von Farbratten, bei dem insgesamt 4 Personen schwer erkrankten. In Deutschland halten etwa 5 % aller Haushalte potenzielle Wirte dieser Krankheit wie Meerschweinchen, Ratten oder Mäuse als Haustiere.
Sonntag, 01.09.2024
Medikamente belasten unsere Umwelt
In Kläranlagen können viele Arzneimittel nicht oder nur unzureichend beseitigt werden, deshalb gelangen Arzneimittelrückstände in Gewässer, Grundwasser oder Böden. Auch Herstellungsprozesse und die falsche Entsorgung von z.B. abgelaufenen Arzneimitteln tragen dazu bei. Topische angewendete Diclofenac-Präparate beispielsweise werden nur zu 4% perkutan aufgenommen. Der große Rest gelangt unmetabolisiert in die Umwelt. Wegen der geringen perkutanen Aufnahme ist topisches Diclofenac z.B. nicht in der NVL Kreuzschmerz empfohlen. Nur bei chronischer Arthritis ist ein gewisser Nutzen laut eines Cochrane-Reviews nachgewiesen. Der Verbrauch von Präparaten für die topische Anwendung steigt kontinuierlich an, obwohl es kaum klare Indikationen gibt und die klinische Wirksamkeit gering ist. Die Konzentration von Diclofenac in Umweltgewässern in Europa liegt um ein Mehrfaches über dem Grenzwert für eine potenzielle Schädigung von Pflanzen und Tieren. Es gibt verschiedene Empfehlungen für die verschiedenen Phasen von der Entwicklung bis zur Entsorgung eines Arzneimittels, die leider kaum umgesetzt werden. Bisher verlegen Herstellerfirmen ihre Produktion einfach in Länder mit geringen Umweltstandards, z.B. nach Indien. Beim Beispiel Diclofenac ist es empfehlenswert, wenn Patient*innen sich nach dem Auftragen von Externa erst die Hände mit einem Papiertaschentuch abwischen und dieses dann im Müll entsorgen. So fällt die Belastung des Abwassers geringer aus als beim Händewaschen direkt nach dem Auftragen. Medikamentenreste sollen nicht in der Toilette oder im Waschbecken entsorgt werden und leere Behälter nicht ausgespült werden. Die sachgerechte Entsorgung erfolgt über den Hausmüll. Manche Apotheken bieten eine Rücknahme von Altarzneimitteln an. Dies ist aber eine freiwillige Serviceleistung.
Freitag, 30.08.2024
Toxische Positivität - wann positives Denken schaden kann
Es gibt Belege dafür, dass eine positive Grundhaltung die psychische Gesundheit verbessern kann. Doch ist positives Denken kein Allheilmittel für die Herausforderungen des Lebens. Denn der Druck, positiv zu bleiben, kann die eigenen Gefühle unterdrücken, zu Schuldgefühlen und Scham führen und verhindern, dass man um Hilfe bittet. Unangenehme Gefühle werden abgetan, auf Notlagen reagiert man bei sich selbst und anderen mit Beschwichtigungen statt mit Empathie. Die Positivität wird toxisch. Der Versuch, in Zeiten einer Krise optimistisch zu bleiben, ist eine gute Sache. Das bedeutet jedoch nicht, dass negative Gefühle unterdrückt werden sollten. Denn durch Verdrängung kann man zwar das Symptom überdecken, aber nicht das eigentliche Problem.Trauer, Enttäuschung oder Angst sind Teil einer emotionalen Vielfalt, die wichtig für unsere Gesundheit zu sein scheint. So haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler herausgefunden, dass Personen mit einem großen Spektrum an unterschiedlichen Gefühlen, also mit einer großen „Emodiversity“, eine niedrigere Konzentration an entzündungsfördernden Stoffen im Blut aufweisen und damit ein geringeres Risiko für bestimmte chronische Erkrankungen haben.
Dienstag, 27.08.2024
Rassismus und Diskriminierung in der Praxis
Mit der Diagnose „Morbus Mediterraneus“ werden aus dem Mittelmeerraum stammende Patient*innen rassistisch diskriminiert. Ihnen wird unterstellt, dass sie aufgrund ihrer „Mentalität“ oder ihres „kulturellen Hintergrundes“ besonders wehleidig seien und zur Somatisierung neigen. Diese Stereotypisierung kann dazu führen, dass Betroffene keine adäquate Hilfe für ihr gesundheitliches Problem bekommen. Auch die Ergebnisse einer Studie des Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitors (NaDiRa) sind beschämend für das deutsche Gesundheitswesen. Ein Viertel bis mehr als ein Drittel muslimischer, schwarzer oder sich als asiatisch identifizierender Personen hat Diskriminierung und Benachteiligung im Gesundheitssystem erlebt, z. B. bei der Terminvergabe. Betroffene fühlen sich von Ärzt*innen und anderem medizinischen Personal nicht ernstgenommen oder schlechter behandelt als andere Personen. Schwarze Frauen werden häufig hypersexualisiert und muslimischen Frauen eine unterdrückte Sexualität zugeschrieben. Das führt dazu, dass die ersteren häufig Angebote zur Testung auf sexuell übertragbare Krankheiten erhalten und die letzteren selten. Bemerkenswert ist auch, dass sich knapp 30 % der befragten weißen Frauen von Ärzt*innen nicht ernst genommen fühlen. Laut den Autor*innen der Studie bestehe bei medizinischem Personal und Ärzt*innen in Deutschland eine gewisse Tendenz zu der Annahme, dass alle außer weißen Männern ihre Schmerzen übertreiben würden. Im Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalog Medizin 2.0 zur Ausbildung deutscher Ärzt*innen hat die Bundesvertretung der Medizinstudierenden zahlreiche, vor allem rassistische, Stereotype gefunden. Außerdem gibt es nur wenige Lehrmaterialien, auf denen beispielsweise klassische Kinderkrankheiten auf dunkler Haut zu sehen sind.
Sonntag, 25.08.2024
Sommerhitze erhöht Unfallrisiko
Bei Hitzestress können sich Autofahrer schlechter konzentrieren, reagieren langsamer und machen mehr Fahrfehler. Häufig schläft man schlechter und der Stressfaktor erhöht sich. Es ist wichtig Körpersignale ernst zu nehmen, um Unfälle zu vermeiden. Stress, Müdigkeit und zu viele Aktivitäten an einem einzelnen Tag sind zu vermeiden. Bei Hitze sollte man außerdem genug trinken und nicht zu lange in der Sonne liegen, bevor man sich ans Steuer setzt. Anschnallen und die Vermeidung von Alkohol sind ebenfalls wichtig, um das Risiko eines Unfalls zu vermindern. Man sollte versuchen im Schatten zu parken und bei längeren Fahrten mehrere Pausen einlegen. Das Fahren mit Flipflops oder nackten Füßen birgt ein erhöhtes Unfallrisiko, weil der Fuß so leichter vom Pedal rutschen kann als mit fester Sohle. Wenn der Fahrer nicht die volle Bremsleistung aktivieren kann, verlängert sich der Bremsweg möglicherweise entscheidend.
Freitag, 23.08.2024
Alzheimer-Medikament Leqembi in Großbritannien zugelassen
Die britische Arzneimittelaufsicht MHRA hat das Alzheimer-Medikament Leqembi zugelassen. Es sei das erste Mittel gegen die Alzheimer-Krankheit, dessen Einsatz in Großbritannien zugelassen sei und das eine nachgewiesene Wirkung zeige, um das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen. Es könne die Demenzerkrankung zwar weder heilen noch stoppen, aber es kann ihr Fortschreiten in einem frühen Stadium verlangsamen. Das Medikament wird trotzdem nicht über das staatliche Gesundheitssystem ausgegeben, das das Medikament „zu teuer“ ist und „der Nutzen zu gering, um die erheblichen Kosten zu rechtfertigen“. Aufgrund starker Nebenwirkungen müssen Menschen, die mit Leqembi behandelt werden, regelmäßig Kernspinkontrollen machen. Die Europäische Arzneimittelagentur Ema lehnte die Zulassung des Medikaments ab, da das Medikament zwar wirksam sei, aber die beobachteten Effekte das Risiko schlimmer Nebenwirkungen wie beispielsweise einer lebensbedrohlichen Hirnblutung nicht ausgleiche.
Donnerstag, 22.08.2024
Zahl der Hitzetoten in Europa könnte sich bis 2100 verdreifachen
Besonders Länder wie Italien, Griechenland und Spanien sind betroffen, heiß es in einer Studie, die in der Lancet Public Health veröffentlicht wurde. In dem derzeit wahrscheinlichsten Szenario von einem Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur um rund drei Grad würde es dann trotz des Rückgangs an Kältetoten eine höhere Sterblichkeit durch extreme Temperaturen geben. Zwischen 1991 und 2020 sei die Zahl der kältebedingten Todesfälle in Osteuropa 2,5 mal höher als in Westeuropa gewesen, während hitzebedingte Todesfälle in Südeuropa sechsmal höher lagen als in Nordeuropa.
Mittwoch, 21.08.2024
Fast 1.400 neue Mpox-Fälle innerhalb einer Woche in Afrika
Die afrikanische Gesundheitsbehörde hat innerhalb einer Woche knapp 1.400 neue Fälle der Krankheit Mpox verzeichnet. Seit Jahresbeginn wurden fast 17.800 Fälle gemeldet, 541 Patienten sind an der Krankheit gestorben. Mpox wird zunehmend zu einem bedeutenden Thema im Ostkongo, wo Hunderttausende Menschen als Binnenflüchtlinge zusammenleben und Hygienemaßnahmen kaum umsetzbar sind. Das kongolesische Gesundheitsministerium erwartet in der kommenden Woche eine erste Lieferung von Impfstoffen aus den USA. Zu den Herausforderungen im Umgang mit der Krankheit zählt die niedrige Impfquote.
Montag, 19.08.2024
WHO ruft Notlage wegen Ausbreitung des Mpox-Virus aus - Schweden meldet ersten Fall außerhalb Afrikas
In der Region Stockholm wurde ein erster Fall der neuen Mpox-Variante festgestellt. Die erkrankte Person soll zuvor in Afrika gewesen sein. Die WHO hatte wegen der Ausbreitung die höchste Warnstufe ausgerufen. Dies soll die Regierungen aufrütteln, ihre Überwachung zu verstärken, nach Ausbrüchen Ausschau zu halten und sich auf eine mögliche Ausbreitung vorzubereiten. Von Juli 2022 bis Mai 2023 bestand bereits eine von der WHO ausgerufene Mpox-Notlage. Damals gab es Fälle in zahlreichen Ländern, auch in Deutschland. Die neue Variante, die sich seit September 2023 in der Republik Kongo entwickelt hat, könnte nach Angaben der WHO gefährlicher sein als vorherige Varianten. Sie verbreitet sich von Mensch zu Mensch, auch ohne Sexualkontakte, löst schwerere Symptome aus als andere Varianten und kann für Kinder lebensgefährlich sein
Samstag, 17.08.2024
Beginnt ein neues Kapitel der Medizingeschichte?
An der Berliner Charité wird eine neuartige Zelltherapie gegen Autoimmunerkrankungen erprobt. Bisher ist noch kaum verstanden, warum das Immunsystem der betroffenen Menschen bestimmte körpereigene Organe, Gewebe oder Zellen angreift. Wenn sich die ersten Erfolge der neuen Therapie bestätigen, könnten Leiden wie Rheuma oder Multiple Sklerose heilbar werden. Bei der Zelltherapie werden lebendige Zellen im Körper ausgesetzt. Sie sollen sich dort vermehren und die autoaggressiven Irrläufer des Immunsystems gezielt jagen. Eine solche Zelltherapie ist allerdings riskant und kann im schlimmsten Fall den Tod des Patienten bedeuten. Noch ist es zu früh für ein Urteil, aber nach den bisherigen Therapieversuchen ging es den Patienten deutlich besser und es soll Hinweise darauf geben, dass echte Heilung möglich ist.
Donnerstag, 15.08.2024
Sorge wegen Ausbreitung des Mpox-Virus in Afrika
Eine neue Variante des Mpox-Virus breitet sich in Afrika aus. Mittlerweile wurden mehr als 15.000 Fälle in 16 afrikanischen Ländern festgestellt, 461 Menschen starben. Die Variante trifft besonders junge Menschen, bei 60 Prozent der Fälle handelt es sich um Kinder unter 15 Jahren, bei mehr als 70 Prozent um Jugendliche unter 18. Ein Notfallausschuss aus unabhängigen Experten aus der ganzen Welt soll nun prüfen, ob der Ausbruch eine gesundheitliche Notlage von internationalem Interesse darstellt. Das Virus wird von Wildtieren auf Menschen übertragen, die es wiederum durch engen Körperkontakt auf andere Menschen übertragen können.
Sonntag, 11.08.2024
Reisemedizin: Oropouche-Virus breitet sich in Lateinamerika aus
Inmitten der schwersten Dengue-Epidemie seiner Geschichte breitet sich in Brasilien nun auch das Oropouche-Virus aus. Und nicht nur dort, sondern auch in Bolivien, Kolumbien, Kuba und Peru sind Ausbrüche zu verzeichnen. Das Virus wird in Lateinamerika von der Mückenart Colocoides paraensis übertragen, die es außerhalb Südamerikas nicht gibt. Aber auch andere Arten können das Virus übertragen. Die Symptome ähneln denen bei Dengue-oder Chikunguya-Fieber: Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen, Übelkeit und Durchfall. In seltenen Fällen kommt es zu schweren Verläufen. Eine spezifische Behandlung gibt es bisher nicht. Faktoren wie Klimawandel, Abholzung und Verstädterung haben die Ausbreitung der Krankheit auf Gebiete begünstigt, in denen zuvor keine Fälle gemeldet wurden. Es gibt laut RKI erste Hinweise darauf, dass das Virus Fehlbildungen bei Ungeborenen verursachen kann - ähnlich wie das Zika-Virus. Das RKI riet bereits, Schwangere sollten unter Umständen auf Reisen in aktuelle Oropouche-Ausbruchsgebiete verzichten. In Europa wurden bisher nur Infektionen bei Reiserückkehrern aus Kuba oder Brasilien bekannt. Experten halten eine Weiterverbreitung des Oropouche-Virus in Deutschland durch einheimische Stechmücken derzeit für unwahrscheinlich.
Donnerstag, 08.08.2024
Spät-ins-Bett-Geher schneiden in Kognitionstests besser ab
Menschen, die sich als Eulen oder Nachtschwärmer verstehen, schneiden in Kognitionstests tendenziell besser ab als Früh-ins-Bett-Geher. Das ist das Ergebnis einer großen Studie aus Großbritannien. Getestet wurden etwa das Gedächtnis, das logische Denken und die Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung. Die Ergebnisse würden aber nicht bedeuten, dass alle Morgenmenschen schlechtere kognitive Leistungen aufweisen, sondern spiegelten lediglich einen Trend wider. Auch zerstreuten die Forscher die Hoffnung, dass sich Lerchen zu Eulen umprogrammieren könnten. Außerdem entscheide nicht nur der bevorzugte Schlarhythmus über die Hirnfitness, sondern auch die Schlafdauer. Sieben bis neun Stunden seien optimal. Kritiker warnen vor falschen Rückschlüssen. So wurde nicht einkalkuliert, ob unterschiedliche Bildungsabschlusse in den Gruppen existierten oder zu welcher Tageszeit die Kognitionstests stattgefunden haben.
Dienstag, 06.08.2024
Keine Homöopathie-Weiterbildungen mehr für Ärzte in Baden-Württemberg
Nach einer zweijährigen Debatte hat die Landesärztekammer nun entschieden die Weiterbildung Homöopathie für Ärzte zu streichen. Zusatzweiterbildungen seien spezielle Qualifikationen und stellten generell keine Voraussetzung für Diagnostik und Therapie dar. Die Behandlung von Patientinnen und Patienten in Baden-Württemberg mit homöopathischen Methoden und Mitteln werde durch diesen Schritt weder eingeschränkt noch verboten. Mediziner, die die Weiterbildung bereits absolviert haben oder momentan noch dabei sind, wären von der Änderung nicht betroffen. Die Homöopathie ist für viele Menschen ein wichtiger Teil ihrer Gesundheitsvorsorge. Bei der Herstellung der homöopathischen Arzneien werden die Substanzen so stark verdünnt, bis die Präparate keinen Wirkstoff mehr enthalten. Es gebe bislang keine wissenschaftlichen Nachweise dafür, dass Homöopathie wirke, so die Kammer in der Verhältnismäßigekeitsprüfung.
Montag, 29.07.2024
Gefährliche Atemwegserkrankung: Krankenkassen sollen RSV-Schutz für alle Babys bezahlen
Eine RSV-Infektion ist bei Säuglingen und Kindern die häufigste Ursache von Erkrankungen der unteren Atemwege. In der Folge sind Bronchitis und Lungenentzündung möglich. Bei schwerem Verlauf kann eine künstliche Beatmung nötig sein. Bisher übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für eine Immunisierung nur für Risikokinder. Künftig soll der Schutz für Neugeborene und Säuglinge auf Kassenkosten möglich sein. Hintergrund ist eine entsprechende Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) aus dem Juni dieses Jahres. Mit dem umfassenden Anspruch für gesetzlich Versicherte sollen schwere Krankheitsverläufe, Behandlungen auf der Intensivstation oder auch Todesfälle bei Neugeborenen und Säuglingen verhindert werden. Zugleich sollen Engpässe und Überlastungen in Kinderarztpraxen und Kliniken vermieden werden, die es zuletzt bei RSV-Wellen gegeben hatte.
Freitag 26.07.2024
Wie gefährlich ist Cannabis?
Bei schätzungsweise 1 % der Erwachsenen bis 65 Jahre in Deutschland (ca. 500.000) liegt eine cannabisbezogene Störung oder Abhängigkeit vor. Dagegen gibt es hierzulande 1,6 Mio. Alkoholabhängige und ca. weitere 1,4 Mio Personen mit schädlichem Alkoholgebrauch. Laut einer Übersichtsarbeit im Deutschen Ärzteblatt liegt das Abhängigkeitsrisiko von Cannabis (6,2 %) unter dem von Alkohol (11,2 %) oder Nikotin (36,0 %). Bei keinem der 1581 erfassten Drogentoten in Deutschland 2020 wurde der Konsum von pflanzlichem Cannabis als Ursache erfasst. Im selben Zeitraum starben etwa 74.000 Personen an den Folgen von Alkoholkonsum und etwa 75.000 an durch Zigarettenrauch verursachten Erkrankungen. Die bisherige Illegalität von Cannabis führt dazu, dass insgesamt nur unzureichende Daten zu den Folgen von Langzeitkonsum verfügbar sind. Es gibt aber Hinweise darauf, dass ein früher häufiger Konsum von Cannabis bereits im Jugendalter mit einem erhöhten Risiko für anhaltende cannabisbezogene Störungen einhergeht. So kann es zu einem geringeren Bildungserfolg, vermutlich reversiblen kognitiven Defiziten sowie psychischen Störungen kommen. Insbesondere bei starkem regelmäßigem Konsum ist das Risiko für Psychosen und Schizophrenie 2- bis 4-fach erhöht. Für andere psychische Erkrankungen ist die Studienlage weniger eindeutig. In den Staaten, in denen Cannabis bereits legalisiert wurde, konnte bisher allerdings keine signifikante Zunahme assoziierter Psychosefälle nachgewiesen werden. Das Risiko einer Substanz-assoziierten Psychose bei Alkoholabhängigen ist klar belegt und deutlich höher. Cannabis ist jedoch keinesfalls harmlos, folgende Faktoren erhöhen das Risiko für eine Abhängigkeit und bestimmte psychische Erkrankungen: Konsum in jungem Alter, häufiger Konsum, Konsum mit anderen Suchtmitteln (insbesondere Tabak), eine psychische Erkrankung vor Beginn des Cannabiskonsums sowie männliches Geschlecht. Das Hauptproblem bei der derzeitigen aufgeheizten öffentlichen Debatte ist dennoch nicht die Legalisierung von Cannabis, sondern die Verharmlosung von Alkohol. Dieser ist so in unserer Kultur verankert, dass er von Vielen nicht als gefährliche Droge wahrgenommen wird. Immer noch argumentieren viele Gegner*innen der Cannabis-Legalisierung mit der längst widerlegten These von Cannabis als „Einstiegsdroge“ in den Konsum harter Drogen. Alkohol- und Tabakkonsum stehen am Anfang fast jeder Drogenkarriere, dennoch würde niemand diese beiden Drogen als „Einstiegsdrogen“ bezeichnen. Außerdem wird befürchtet, dass die zukünftig legalen Mengen von 25–50 g Cannabis zu hoch für den Eigengebrauch seien und zum Drogenhandel herausfordern. Ein gut gefüllter Weinkeller wird dagegen allgemein als Ausdruck höchster Kultiviertheit angesehen.
Mittwoch, 17.07.2024
Diabetes- und Abnehmmedikament Semaglutid könnte Risiko für Augenerkrankung erhöhen
Das Diabetes- und Abnehmmedikament Semaglutid (bekannt unter den Handelsnamen Ozempic und Wegovy) kann mit einem erhöhten Risiko für eine Augenerkrankung einhergehen: der nicht-arteriitischen anterioren ischämischen Optikusneuropathie (NAION). Diese kann zum Verlust der Sehkraft führen. Dies berichtet ein internationales Forscherteam in der Fachzeitschrift Jama Ophthalmology. Ob das Medikament tatsächlich dafür verantwortlich ist, muss erst noch weiter erforscht werden.
Sonntag, 14.07.2024
Tiere, die keiner mag: Bettwanzen
Bettwanzen können ein unerwünschtes Urlaubsmitbringsel sein oder auf Gebrauchtwaren in die Wohnung eingeschleppt werden. Deshalb ist eine gewisse Vorsicht zu empfehlen. Sind Bettwanzen erst einmal im eigenen Zuhause, ist es äußerst schwierig, sie wieder loszuwerden. Eine kurze „Wanzensuche“ ist ratsam: Winzige schwarze punktförmige Kotspuren an Bett und Matratze, an Lichtschaltern oder Nachttischen können schnell entdeckt werden, Gepäck sollte nach der Rückkehr in der Badewanne geöffnet werden, Gebrauchtwaren und Flohmarktkäufe sollten vor dem Kauf gründlich angesehen werden. Kleinere Gegenstände, wie Bücher, können in fest geschlossenen Tüten im Gefrierfach bei –18 Grad für drei Tage aufbewahrt werden. Dadurch sterben die Wanzen ab. Bei der Sanierung eines Bettwanzenbefalls sollte eine professionelle Schädlingsbekämpfungsfirma hinzugezogen werden. Von einer Sanierung in Eigenregie mit im Internet frei verfügbaren Produkten rät das Umweltbundesamt ab. Für die Entwesung können entweder Insektizide oder Wärme verwendet werden. Weil Wanzen in Verstecken überleben können und ihre Eier sehr widerstandsfähig sind, muss die Behandlung mehrmals durchgeführt werden. Sind bei einer Kontrolle nach zwei Wochen immer noch Wanzen nachweisbar, wird die Behandlung wiederholt. Sie wird erst beendet, wenn nach zwei Wochen keine Wanzen mehr nachweisbar sind. Bettwanzen sind zwar unappetitlich und verursachen bei vielen Betroffenen stark juckende Hauteffloreszenzen, aber sie übertragen keine Krankheitserreger und sind kein Zeichen mangelnder Hygiene
Freitag, 12.07.2024
Rasanter Anstieg von Pertussis-Fällen in Deutschland
Bundesweit gibt es einen deutlichen Anstieg an Keuchhusten-Infektionen im Vergleich zum Vorjahr. Keuchhusten ist hochansteckend: ein einziger Fall führt in Europa zu 5 Neuinfektionen. Da die anfänglichen Symptome an eine Erkältung erinnern, wird Pertussis oft unterschätzt und nicht oder zu spät diagnostiziert. Gefährdet sind besonders Säuglinge, die noch keinen eigenen Impfschutz haben, sowie ältere Erwachsene, bei denen das Immunsystem nachlässt. Auch Menschen mit bestimmten Grunderkrankungen wie COPD oder Asthma gehören zur Risikogruppen. Umso wichtiger ist es, dass gerade bei Schwangeren, älteren Menschen und Menschen mit Grunderkrankungen der Impfstatus überprüft wird und sichergestellt wird, dass sie vor einer Keuchhusten-Infektion geschützt sind.
Dienstag, 09.07.2024
Vogelgrippe birgt laut Grünensprecher Dahmen Pandemiepotenzial
Dem Erreger der Vogelgrippe ist es gelungen, die Artengrenze zu überspringen und einen neuen Wirt zu erobern: die Milchkuh. Innerhalb weniger Monate hat das Virus in den USA mindestens 132 Herden in zwölf US-Bundesstaaten infiziert – eine Entwicklung, die Wissenschaftlern und Politikern Sorgen bereitet. Janosch Dahmen, gesundheitspolitischer Sprecher der Grünen, hat die Bundesregierung nun aufgefordert, sich besser auf eine Ausbreitung der Vogelgrippe vorzubereiten. Das Virus habe theoretisch das Potenzial, sich so weiterzuentwickeln, dass es zu einer Pandemie kommen könne. Er fordert, die Milchviehbestände in Europa systematischer als bisher zu überwachen und bestehende Abwassermonitorsysteme auf H5N1 auszuweiten. Auch sollen Notfallpläne für eine mögliche Impfstoffproduktion anpasst werden. Andrew Ullmann, Gesundheitspolitiker der FDP, zeigt sich weniger alarmiert. Man solle nicht grundsätzlich bei jedem Erreger in Panik verfallen. Doch auch er wies darauf hin, dass das Virus potenziell gefährlich werden kann, wenn es von Mensch zu Mensch übertragen wird. Die Ausbreitung der Vogelgrippe schürt auch unter Pandemie-Experten zunehmend Sorgen. Es sei fast wie eine Pandemie, die sich in Zeitlupe ausbreitet, sagte Scott Hensley, Professor für Mikrobiologie an der Universität von Pennsylvania. Momentan sei die Bedrohung ziemlich gering, aber das könne sich schlagartig ändern. Lücken in der Überwachung des Virus könnten das Erkennen einer neuen Pandemie verzögern, befürchten Experten. Seit 2020 beobachten viele von ihnen den neuen Subtyp des H5N1-Vogelgrippevirus bei Zugvögeln. Mit der jüngsten Ausbreitung des Virus unter Milchkühen könnte jedoch auch eine Übertragung zwischen Menschen näher rücken. Infektionen wurden auch bei anderen Säugetieren, von Alpakas bis hin zu Hauskatzen, festgestellt. Die Weltgesundheitsorganisation bewertet das Risiko von H5N1 für Menschen noch als gering, da es keine Hinweise auf eine Übertragung zwischen Menschen gebe. Andere Experten sehen allerdings genügend Anlass, sich auf eine mögliche Ausbreitung beim Menschen vorzubereiten. Einige Länder ergreifen bereits Schutzmaßnahmen: So haben sich die USA und Europa Dosen eines »präpandemischen« Grippeimpfstoffs gesichert, der für Risikogruppen wie Landwirte oder Laborarbeiter verwendet werden könnte. Finnland wird voraussichtlich das erste Land sein, das Beschäftigte in Pelz- und Geflügelfarmen sowie Mitarbeiter von Tiergesundheitsdiensten impft.
Donnerstag, 04.07.2024
Reisemedizin: Pertussis - Norovirus - Dengue - Cholera
Pertussis in Deutschland: Seit Beginn dieses Jahres wurden rund 6.590 Keuchhusten-Fälle gemeldet. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es etwa 1.760. Besonders betroffen sind Baden-Württemberg und Bayern. Impfschutz beachten
Norovirus in Italien: Ende Juni dieses Jahres sind am Ostufer des Gardasees mehr als 200 Bewohner an einer Infektion mit dem Norovirus erkrankt. Kontaminiertes Leitungswasser könnte eine Ursache sein. Nahrungsmittel- und Trinkwasserhygiene sorgfältig, sowie örtliche Hinweise beachten.
Dengue-Fieber: In Puerto Rico, Kap Verde und den Malediven sind die Neuinfektionen stark gestiegen. Schutz vor den überwiegend tagaktiven Überträgermücken beachten. Seit Februar 2023 ist eine Impfung verfügbar.
Choleraausbruch auf den Komoren: Die Behörden haben Maßnahmen ergriffen, um eine Ausbreitung zu verhindern. Nahrungs- und Trinkwasserhygiene sorgfältig beachten, ggf. eine Impfung erwägen.
Freitag, 28.06.2024
Herz-K.O beim Sport: War‘s das Koffein?
Energydrinks sind bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen beliebt. Doch nicht nur wegen des hohen Zuckeranteils stehen sie immer wieder in der Kritik. Sie enthalten neben Zucker größere Mengen Koffein, häufig Guarana und Taurin. Diese drei Substanzen stehen im Verdacht, das Auftreten von Herzrhythmusstörungen zu fördern. Eine aktuelle Studie aus der Mayo Clinic in Minnesota hat die Daten von 5.000 Patienten analysiert, die in den Jahren 2000 bis 2023 wegen Herzrhythmusstörungen in Behandlung waren. Bei 144 Patienten ging aus den Krankenakten hervor, dass sie einen plötzlichen Herzstillstand überlebt hatten. Bei 5 % (7 Patienten) wurde dokumentiert, dass sie in zeitlicher Nähe zum Herzstillstand Energydrinks konsumiert hatten. Bei vier der sieben Patienten fand der Konsum von Energydrinks in Verbindung mit einer sportlichen Betätigung statt. Alle betroffenen Patienten, die nach einem Herzstillstand den Konsum von Energydrinks einstellten, blieben seitdem ereignisfrei. Größere Studien sind notwendig, um das Risiko genauer zu quantifizieren.
Mittwoch, 19.06.2024
Bisher stärkster FSME-Saisonstart in Bayern
In diesem Jahr verzeichnete Bayern bisher so viele Frühsommer-Meningoenzephalitis-Fälle wie noch nie seit der Einführung der Meldepflicht 2001. Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) gab an, dass bis zum 3. Juni im ganzen Land 37 FSME-Fälle gemeldet wurden – 48 % mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Deshalb rief Gerlach die Bevölkerung zum Impfen auf. Denn es sind nur ca. 20 % der Erwachsenen in Bayern geimpft, obwohl 94 der 96 bayrischen Landkreise oder kreisfreien Städte als Risikogebiet gelten. Auch allen Menschen, die aus privaten oder beruflichen Gründen nach Bayern reisen, wird eine FSME-Schutzimpfung empfohlen. Auch die Lyme-Borreliose-Fälle sind dieses Jahr angestiegen. Bis zum 3. Juni wurden in Bayern 662 Fälle registriert, was 51 mehr sind als im Vergleichszeitraum vom Vorjahr.
Donnerstag 13.06.2024
Mehr Klimaschutz: Neue Leitlinie zu Inhalativa
Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) und die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) haben gemeinsam eine Leitlinie zum klimabewussten Einsatz von Inhalativa veröffentlicht. Der Anteil, den das Gesundheitswesen zu den CO2-Emissionen beiträgt, liegt hierzulande bei 5,2 Prozent. Im primärärztlichen Bereich trägt vor allem die Verordnung von Medikamenten dazu bei. Dabei sind vor allem die inhalativen Arzneimittel (Dosieraerosole) zu nennen, die in erster Linie für die Therapie von Asthma und chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) eingesetzt werden. Hier ließe sich der Leitlinie zufolge durch einen Wechsel von Dosieraerosolen zu Pulverinhalatoren der CO2-Fußabdruck im Gesundheitswesen deutlich reduzieren. Die Wirksamkeit sei vergleichbar. Pulverinhalatoren benötigten keine Treibmittel, etwa Flurane, die starke Treibhausgase seien, wie die Dosieraerosole. Die Autorinnen und Autoren verweisen auch darauf, dass eine leitliniengerechte Therapie den Verbrauch klimaschädigender Inhalativa senken kann. Ursächlich hierfür seien, dass Nonadhärenz und unzureichende Handhabung den Therapieerfolg beeinträchtigten und eine Bedarfsmedikation bei Asthma nur sehr selten erforderlich sein solle. Der hohe Bedarf solcher Medikamente (kurzwirksame Beta-2-Sympathomimetika) wiesen auf eine nicht ausreichende Asthmakontrolle hin.
Mittwoch 05.06.2024
Reisemedizin: Hitzewelle - Dengue - Masern - Cholera
Dengue in der Dominikanisch Republik, Sudan, Guyana und Mauritius
: Die Fallzahlen haben sich 2022 gegenüber dem Vorjahr etwa verdreifacht. Mückenschutz vor überwiegend tagaktiven Steckmücken beachten. Seit Februar 2023 ist eine Impfung verfügbar.
Darminfektion in Kenia: Risiko für Durchfallerkrankungen landesweit, mit lokalen Cholera-Ausbrüchen ist weiterhin zu rechnen. Ausgehend von einer Hochzeitsfeier sind seit Oktober 2022 in 26 Countys ca. 12.500 Menschen erkrankt und 202 verstorben. Betroffen ist auch die Hauptstadt Nairobi. Starke Regenfälle im April dieses Jahres haben zu Überschwemmungen geführt. In den betroffenen Gebieten am Tana-Fluss (SO) wurden Anfang Mai etwa 50 Erkrankungen gemeldet. Hygiene beachten, je nach Reiseroute kann auch eine Impfung sinnvoll sein.
Hitzewelle in Vietnam: Weite Teile des Landes sind von einer Hitzewelle mit Temperaturen über 40 °C betroffen. Anfang Mai wurde in der Provinz Thanh Hoa mit 44,1 °C ein neuer Höchstwert gemessen. Vorsicht ist vor allem für unangepasste Reisende in höherem Alter, mit Übergewicht sowie mit Vorerkrankungen (z.B. Herz-Kreislauf) geboten. Reisende sollten die Medienberichte aufmerksam verfolgen und örtliche Warnhinweise beachten
Masern in Großbritannien: Seit Oktober letzten Jahres sind in Mittelengland (West Midland) die Fallzahlen stark gestiegen, Birmingham ist besonders betroffen. Auch in London haben die Fallzahlen zugenommen, bisher wurden etwa 270 Erkrankungen gemeldet. Vor dem Aufenthalt im Ausland sollte immer der Standardimpfschutz überprüft und ggf. ergänzt werden.
Donnerstag, 30.05.2024
Warnung vor Antibiotika-Resistenzen
Die zunehmende Resistenz von Erregern ist laut Experten besorgniserregend. Jetzt hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ihre Liste der gefährlichsten Bakterien, gegen die Mittel oft versagen, aktualisiert. Sie rief dazu auf, dringend mehr in die Entwicklung neuer Antibiotika zu investieren, um die weitere Ausbreitung antimikrobieller Resistenz (AMR) zu stoppen. Die AMR trägt weltweit zu rund fünf Millionen Todesfällen im Jahr bei. Besonders gefährlich sind Erreger, die sich in Krankenhäusern ausbreiten. Von AMR spricht man, wenn Mikroorganismen nicht wie vorgesehen durch einen antimikrobiell wirkenden Stoff abgetötet werden. Bei jedem Einsatz von Antibiotika können resistente Bakterien überleben und sich weiter ausbreiten. Resistenzen entstehen somit vor allem da, wo häufig Antibiotika eingesetzt werden. An erster Stelle der Prioritätenliste stand 2017 das Bakterium Acinetobacter baumannii , dieses ist nun auf Rang drei. Es gefährdet im Krankenhaus vor allem abwehrgeschwächte Patienten. Neben Lungenentzündungen kann es Wund- und Weichteilinfektionen, Harnwegsinfekte, Sepsis und Meningitis hervorrufen. Als besonders beachtenswert gilt laut der aktuellen Liste Klebsiella pneumoniae, ein Stäbchenbakterium, das unter anderem Pneumonien auslösen kann. Ebenso höchste Priorität für die Forschung haben bestimmte Enterobakterien, die ebenfalls oft in Krankenhäusern auftauchen und ähnliche Infektionen auslösen können. Neu in der höchsten Kategorie ist Mycobacterium tuberculosis, der Haupterreger der Tuberkulose. Zwar seien seit 2017 neun neue Antibiotika auf den Markt gekommen, es handele sich aber oft um Abwandlungen existierender Medikamente, gegen die Bakterien schnell wieder resistent werden. Wenige seien zudem effektiv gegen multiresistente Keime. Solche Erreger sind gegen verschiedene Antibiotika unempfindlich. Das Dilemma sei, dass Produkte gegen multiresistente Bakterien nur als letztes Mittel eingesetzt würden, deshalb sei der Markt relativ klein und der Anreiz für Pharmafirmen gering, sie zu entwickeln. Zweites Problem sei der Preis neuer Medikamente. Sie stünden in Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommen oft nicht zur Verfügung. Dort sei das Resistenzproblem aber besonders groß.
Samstag, 25.05.2024
Fälle von Ringelröteln häufen sich - Gefahr für Schwangere
Deutschland und andere EU-Statten melden einen Anstieg der Ringelrötelfälle seit Anfang des Jahres, obwohl die Infektionen normalerweise gehäuft im Frühjahr und Frühsommer auftreten. Infolge der sehr hohen Inzidenz würden vermehrt infektionsbedingte Komplikationen in der Schwangerschaft wie Fehlgeburten und Flüssigkeitsansammlungen gemeldet. Die Komplikationen treten am häufigsten bei Infektionen vor der abgeschlossenen 20. Woche auf. Ringelröteln sind sehr ansteckend. Zur Ansteckung kommt es durch erregerhaltige Tröpfchen, die durch Husten, Niesen oder verunreinigte Hände verteilt werden. Auch über Schmierinfektionen - gegebenenfalls sogar über Türklinken - können sich die Viren verbreiten. Bei den meisten Erwachsenen und Kindern zeigen sich Grippesymptome wie leichtes Fieber mit einer Schwellung der Lymphknoten. Nicht immer entwickelt sich der typische Hautausschlag. Ansteckungsgefahr besteht für Menschen, die noch nicht an Ringelröteln erkrankt sind. Wer die Infektion überstanden hat, ist ein Leben lang geschützt und erkrankt nicht noch einmal. Schwangere stecken sich nach Auskunft von Enders am häufigsten bei Kindern an, meist im eigenen Haushalt oder durch berufliche Exposition. Schwangere Frauen geben die Ringelröteln-Erreger an ihr ungeborenes Kind weiter, auch wenn die Infektion unbemerkt verläuft. Die Viren gelangen über die Plazenta in den Blutkreislauf des Kindes und befallen blutbildende Zellen - die Folge kann eine Blutarmut beim ungeborenen Kind sein. Im schlimmsten Fall droht eine Fehl- oder Frühgeburt. Wer als Schwangere wissen wolle, ob sie in der Vergangenheit schon mal an Ringelröteln erkrankt und möglicherweise immun sei, kann sich testen lassen - etwa wenn Kontakt mit einer infizierten Person bestanden habe. Bei diesem Test werde nach Antikörpern gegen die Paroviren B19 und gegebenenfalls nach Virus-Erbgut im Blut geschaut. Bei einer Ringelröteln-Infektion der Mutter geht man davon aus, dass sich etwa zehn Prozent der Ungeborenen infizieren. Bei Schwangeren, die sich in der ersten Hälfe der Schwangerschaft angesteckt haben, sollte abgeklärt werden, ob die Infektion eine kindliche Blutarmut verursacht. Im Falle einer Blutarmut benötigt das Ungeborene eine Blutkonserve, die von außen über die Nabelschnur verabreicht werden kann. Angesichts des geringen Durchmessers der Nabelschnur ist diese Therapie herausfordernd und eigentlich erst ab der 16. Schwangerschaftswoche möglich. In den ersten Schwangerschaftswochen gibt es keine Möglichkeit, eine Infektion beziehungsweise die Blutarmut des Embryos nachzuweisen. In manchen Fällen könne im Ersttrimester-Screening in der zwölften oder dreizehnten Schwangerschaftswoche eine Blutarmut erkannt werden, für eine Bluttransfusion ist es aber dennoch zu früh. Eine Infektion im letzten Drittel der Schwangerschaft stellt für Ungeborene in der Regel keine lebensbedrohliche Gefahr dar. Die außergewöhlich starke Aktivität läßt sich unter anderem dadurch erklären, dass die Fallzahlen aufgrund von Lockdowns und Hygienemaßnahmen sehr niedrig waren und dem Virus nun eine deutlich höhere Zahl empfänglicher Wirte zur Verfügung steht. Mehr Infektionen bei Kindern bedeutet automatisch mehr Infektionen bei Schwangeren. Von einer Mutation des Virus und damit verbundener schwerer verlaufender Infektionen wird nicht ausgegangen. Einen Anstieg der Zahl der Ringelröteln-Fälle meldete kürzlich auch die EU-Gesundheitsbehörde aus Dänemark, Irland, den Niederlanden, Norwegen und Frankreich. Zu den Risikogruppen für eine schwere Erkrankung gehören neben Schwangeren Personen mit Bluterkrankungen oder Immunschwäche.
Samstag, 18.05.2024
Neue Studie: Hohes Pertussis-Risiko bei chronischen Grunderkrankungen
Pertussis (Keuchhusten) ist keine Kinderkrankheit - das hat eine kürzlich veröffentlichte Studie bestätigt. Eine retrospektive Analyse zeigte, dass das Risiko für eine Pertussis-Infektion bei Menschen mit einer chronischen Grunderkrankung stark erhöht (1,72 fach) war. Dies traf besonders auf Personen mit respiratorischen Grunderkrankungen zu (bei Asthma um das 2,70- bzw. bei COPD um das 2,32 fache), aber auch auf Menschen, die unter einer Depression (um das 2,08 fache) oder Rheuma (um das 1,91 fache) litten. Bei 10,8 % der untersuchten Pertussis-Fälle traten schwere Komplikationen auf. Personen mit chronischen Grunderkrankungen waren häufiger betroffen als Menschen ohne Grunderkrankungen (13,4 % vs. 9,5 %). Hinzu kam, dass Menschen ab 60 Jahren ein um das 1,59-fach höheres Risiko hatten, bei einer Pertussis-Erkrankung schwere Komplikationen zu entwickeln. Für Menschen mit Grunderkrankungen wie COPD oder Asthma ist eine Pertussis-Impfung empfehlenswert.
Montag, 13.05.2024
Beeinflusst das Mikrobiom unser Verhalten?
Darm, Zunge, Magen, Leber, Lunge, Haut - fast alle Bereiche des Körpers sind von einem spezifischen Netz aus Mikroorganismen besiedelt. Bereits 1997 konnte gezeigt werden, dass Patientinnen und Patienten mit Reizdarmsyndrom eine andere zentrale Schmerzverarbeitung haben als gesunde Personen und damit konnten Rückschlüsse auf die Interaktion zwischen Darm-Mikrobiom und Zentralnervensystem über die Darm-Hirn-Achse gezogen werden. Eine mögliche Ursache sind psychoaktive bakterielle Stoffwechselprodukte, sogenannte Psychobiotics, die höhere Funktionen wie Angst und Schmerzwahrnehmung modifizieren können. Diese Stoffe beeinflussen nicht nur das ZNS, sondern auch Immunzellen, Epithelzellen, Nerven, Muskeln und endokrine Zellen. Umgekehrt können Emotionen, wie Angst und Schmerz, über den Vagusnerv Einfluss auf das Mikrobiom nehmen. Aber auch viele weitere Faktoren beeinflussen das Mikrobiom. Inzwischen wird vermutet, dass das Mikrobiom bei vielen Erkrankungen einen modulierenden Einfluss hat, u. a. bei Reizdarmsyndrom, Multipler Sklerose, Morbus Alzheimer und der Parkinson-Erkrankung. Deshalb sollte die Therapie bidirektionale Interaktion berücksichtigen. Für Patientinnen und Patienten mit Reizdarmsyndrom bedeutet das zum Beispiel, dass explizit nach Infektionen, Traumata und Stressbelastung gefragt werden sollte. Für ein gesundes Mikrobiom spricht, wenn eine Person keine gastrointestinalen Symptome aufweist, wenig infektanfällig ist und eine normale Verdauung hat (ohne große Blähungen, Durchfall, Verstopfung). Treten Symptome auf, könnte dagegen eine Dysbiose im Darm vorliegen. Laut Experten sind folgende Maßnahmen bei Verdacht auf Dysbiose obligat: Tests auf infektiöse Keime und der Ausschluss entzündlicher Prozesse, Anamnese der Stuhlkonsistenz- und frequenz, Anamnese weiterer Symptome (z.B. Blähungen, H2-Atemtest, Verstopfung). In der aktuellen S3-Leitlinie zum Reizdarmsyndrom bei Leitsymptom Schmerzen, Blähungen und Diarrhoe wird eine Low-FODMAP-Ernährung empfohlen (Vermeidung von fermentierbaren Oligo-, Di- und Monosacchariden und (and) Polyolen). Dieses Ernährungskonzept helfe auch Personen mit bestimmten chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen oder Weizenunverträglichkeit. Die Diversität lasse sich durch vielfältiges und ausgewogenes Essen positiv beeinflussen. Neben pflanzlichen Ballaststoffen wirken sich besonders fermentierte Lebensmittel positiv auf das Mikrobiom aus, fördern die Diversität und wirken Entzündungen entgegen. Zu den fermentierten Lebensmitteln zählen u. a. Jogurt, Sauerkraut, Kefir, Kimchi, Tempeh und Kombucha. Das Gute ist, dass die meisten Störungen auf der Ebene des Mikrobioms reversibel sind. Instrumente, wie Probiotika, Ernährungsumstellungen usw. helfen, das Mikrobiom wieder ins Lot zu bringen.
Mittwoch, 01.05.2024
Vogelgrippe bei Milchkühen - besteht Gefahr für Menschen?
Nerze, Robben, Füchse, Katzen - das Vogelgrippevirus H5N1 sprang zuletzt immer wieder auf Säugetiere über. Nun gibt es Nachweise des Erregers bei Milchkühen in den USA. Die WHO hält die Gefahr für Menschen derzeit noch für gering, mahnt aber alle Staaten zu erhöhter Aufmerksamkeit für mögliche Infektionen bei Tier und Mensch. Angesichts von Ansteckungen bei zahlreichen Vögeln sowie mehr und mehr Säugetieren rund um den Erdball befürchten Forscher, dass sich das hochpathogene Vogelgrippevirus weiter verändert. Das US-Agrarministerium ordnete nun an, nur noch Milchkühe mit negativem Vogelgrippe-Test von einem US-Staat zum anderen zu transportieren. Experten von der University of Arizona befürchten, dass dies ein "Tropfen auf den heißen Stein" sei und es schlicht zu spät sein könnte. Die Infektion von Kühen erstaunt Experten. Aus einem Infektionsversuch des Friedrich-Loeffler-Instituts in Greifswald von 2006 ging damals hervor, dass Rinder wohl kaum gefährdet seien. Das Virus sei noch maximal an Vögel angepasst und habe ein geringes Potenzial Menschen zu infizieren. Es sei schwer für den Erreger, die angeborene Immunität des Menschen gegen das Vogelgrippevirus zu überwinden. Doch jeder neue Säugetier-Wirt kann das Virus dem Menschen ein Stück näherbringen. Der Virologe Martin Schwemmle vom Universitätsklinikum Freiburg ist ebenfalls von der Ansteckung bei Kühen und der nur geringen Mutationsrate überrascht, hält eine Ausbreitung des Virus bei Menschen in Form einer Epidemie oder gar Pandemie derzeit jedoch auch für eher unwahrscheinlich. Dazu habe sich das Virus noch nicht genügend an den Menschen angepasst. Seit 2021 hat die WHO insgesamt 28 Fälle von Vogelgrippe-Infektionen bei Menschen registriert. Eine Übertragung der Vogelgrippeviren von Mensch zu Mensch sei seit 2007 nicht mehr bekannt geworden. Auch wurden laut WHO keine Veränderungen der Viren beobachtet, die eine Infektion über die oberen Atemwege des Menschen erleichtern würde. Eine Übertragung der derzeit zirkulierenden H5N1-Viren von Mensch zu Mensch sei ohne weitere genetische Veränderungen "unwahrscheinlich". Der Evolutionsbiologe Worobey sieht dennoch künftige Gefahren, da sich das Virus zum ersten Mal in Landsäugetieren ausbreitet, mit denen Hunderttausende von Menschen jeden Tag in Kontakt kommen. Das nächste Pandemievirus werde von einer Situation kommen, die dieser sehr ähnlich sei, vermutet er. Wie das Virus die Kühe genau infiziert hat, ist unbekannt und ebenso, wie die Übertragungen von Kuh zu Kuh geschehen. Experten vermuten etwa über Melkmaschinen oder die Luft. Die US-Gesundheitsbehörde verwies darauf, dass das Pasteurisieren der Milch das Virus zerstört, auch in Milchpulver für Säuglinge sei kein Virus entdeckt worden. Ob die Milch eine Rolle bei der Übertragung spielte, werde untersucht, teilte die WHO mit. Sie riet, nur pasteurisierte und keine Rohmilch zu konsumieren. In Europa gibt es laut Schwemmle noch keine Hinweise auf eine Infektion von Milchkühen mit dem Virus. Dies könne sich jedoch jederzeit ändern, wenn es von den USA komme oder sich in Europa selbst entwickle. In Deutschland ist die Aufmerksamkeit laut FLI-Forscher Beer diesbezüglich sehr hoch und verweist auf ein insgesamt besseres Kontrollsystem.
Sonntag, 28.04.2024
In der neuen Martini-Klinik in Hamburg sind 2500 Prostata-Operationen pro Jahr möglich
Nach gut vierjähriger Bauzeit hat die Hamburger Martini-Klinik, ein privates Prostatakrebszentrum, ihr neues Gebäude übernommen. „Die Martini-Klinik ist weltweit die Nummer eins bei der Behandlung und Erforschung von Prostatakrebs“, sagte Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank. Die Fachklinik, die 2005 mit nur acht Betten gegründet worden war, wird künftig 100 Patienten stationär behandeln können. Das medizinische Personal in der Martini-Klinik erfüllt modernste medizinische und organisatorische Ansprüche. Statt strenger Hierarchien setzt die Klinik auf ein Faculty-Prinzip nach amerikanischem Vorbild, das alle zehn leitenden Ärzte neben Initiator Professor Hartwig Huland auf Augenhöhe bringt. Sie besprechen Fälle gemeinsam, entscheiden zusammen über Behandlungen, werten die Ergebnisse ihrer Operationen aus und lernen voneinander. Jeder von ihnen ist auf bestimmte Therapie- oder Forschungsbereiche fokussiert. Auch beim Honorar bleiben sie auf Augenhöhe: Neben einem normalen Oberarzt-Basisgehalt zahlt die Klinik Geld in einen Pool, der am Jahresende unter den Mitgliedern der Faculty verteilt wird. Geschäftsführer Dr. Detlef Loppow ist sicher, dass dieses Prinzip erheblich zum Erfolg der Martini-Klinik beigetragen hat. Kein Zentrum macht weltweit so viele Prostata-Eingriffe wie die Spezialklinik am UKE. Grundlage der Arbeit ist eine Datenbank, in der alle Qualitäts- und Behandlungsergebnisse gesammelt und ausgewertet werden. Wenn ein Operateur von den Ergebnissen der anderen nach oben oder unten abweicht, wird nach Ursachen geforscht und nachgebessert. Das funktioniere auch dann, wenn ein junger Arzt etwas besser macht als erfahrene Kollegen. Auf diese Weise lerne jeder von jedem. Das Faculty-Prinzip ist für Loppow nicht nur der Schlüssel für eine hohe Qualität, sondern auch für eine geringe Ärzte-Fluktuation. Die Gleichstellung verhindert, dass Chefarztstellen an anderen Kliniken attraktiver erscheinen. Die Zahlen, die er nach zehn Jahren Martini-Klinik vorlegt, sind auch wirtschaftlich beeindruckend. Der Umsatz der Spezialklinik kletterte im vergangenen Jahr auf 23 Millionen Euro, in diesem Jahr wird es erneut mehr.
Montag, 22.04.2024
Beginn der Zeckensaison: Worauf man beim Waldspaziergang achten sollte
Im Frühling und im Herbst ist die Zeckenaktivität am höchsten, aber aufgrund des Klimawandels sind die Parasiten mittlerweile fast ganzjährig aktiv. Auch in diesem Jahr rechnen die Forschenden wieder mit einem Anstieg. Wer nach einem Walsspziergang zeckenfrei bleiben möchte, sollte einige Regeln beachten: ratsam sind entsprechende Kleidung, wie geschlossene Schuhe, am besten helle Kleidung, damit Zecken sofort auffindbar sind und Insekten- oder Zeckenspray auf freien Hautstellen, dabei auf die Wirksamkeitsdauer achten. Die Spinnentiere lassen sich nicht von Bäumen fallen, sie springen auch nicht. Sie sitzen auf Grashalmen unter einem Meter und krallen sich dann an Mensch oder Tier fest. Bei einem Biss können Zecken zahlreiche Krankheitserreger übertragen, z.B. Borreliose oder FSME. Nach dem Waldspaziergang ist es wichtig, den Körper abzusuchen, da Zecken bewusst Areale im Körper aufsuchen, die nicht schnell gesehen werden, wie die Kniekehlen, die Leiste, hinter den Ohren oder die Kopfhaut. Hat man eine Zecke am Körper gefunden, sollte man sie schnellstmöglich mit einer Pinzette oder einer Zeckenkarte aus der Apotheke entfernen. Zum Arzt gehen sollte man, wenn grippeartige Symptome oder eine großflächige Hautreaktion auftreten. Auch vor neu eingewanderten Hyalomma-Zecken sollte man aufpassen. Sie können Viren des hämorragischen Krim-Kongo- Fiebers übertragen. Mit Zeckenspray und der richten Kleidung steht dem Waldspaziergang aber nichts im Weg.
Freitag, 19.04.2024
FSME-Risikogebiete weiten sich aus
Auf Basis der ans RKI übermittelten FSME-Erkrankungen kommen zwei neue FSME-Risikogebiete in Deutschland hinzu: In Brandenburg der Stadtkreis Frankfurt (Oder) und in Thüringen der Landkreis Altenburger Land. Diese grenzen an bereits bestehende Risikogebiete. Somit sind aktuell 180 Kreise als FSME-Risikogebiete definiert. Ein Risiko für eine FSME-Infektion besteht in Deutschland weiterhin vor allem in Bayern und Baden-Württemberg, Südostthüringen, Südhessen, Sachsen und Südostbrandenburg. Weitere einzelne Risikogebiete befinden sich auch in Niedersachsen, Nordrhein- Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland und in Sachsen- Anhalt. Keine Risikogebiete gibt es bisher in Mecklenburg- Vorpommern, Schleswig-Holstein, Berlin, Bremen und Hamburg. Auch außerhalb der Risikogebiete treten jedoch vereinzelt FSME-Erkrankungen auf, so dass bei entsprechender Symptomatik überall in Deutschland differentialdiagnostisch an FSME gedacht werden
sollte. Die STIKO empfiehlt eine FSME-Impfung für Personen, die in FSME-Risikogebieten zeckenexponiert sind. Jedoch sind die Impfquoten
insbesondere bei Erwachsenen immer noch zu niedrig. Die überwiegende Mehrzahl (99 %) der in 2023 übermittelten FSME-Erkrankten war gar nicht oder unzureichend geimpft. Ein Großteil der FSME- Erkrankungen könnte durch eine Steigerung der Impfquoten insbesondere in Risikogebieten mit hoher FSME-Krankheitslast verhindert werden.
Mittwoch, 17.04.2024
Infektionskrankheiten: Die Grippewelle in Deutschland ist vorbei
Das Robert Koch-Institut (RKI) hat die Grippewelle und die RSV-Welle für beendet erklärt. Die Grippewelle habe demnach Mitte März geendet. Die Welle von Erkrankungen durch das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) endete laut RKI schon Anfang März. Die Grippewelle dauerte 15 Wochen, die RSV-Welle 16. Seit Anfang Oktober 2023 wurden knapp 207.000 Influenzafälle gemeldet, rund 42.700 Betroffene mussten im Krankenhaus behandelt werden und 973 Todesfälle wurden im Zusammenhang mit einer bestätigten Grippe gemeldet. Der Höhepunkt der Grippewelle sei den Angaben zufolge Ende Januar und Anfang Februar erreicht worden. Bezüglich der RSV Infektionen wurden seit Oktober 56.300 Infektionen gemeldet, rund 16.700 Erkrankte kamen damit ins Krankenhaus. Daten zu Todesfällen mit RSV-Infektionen würden derzeit noch validiert, schreibt das RKI. Auch die Lage zu Covid-19 wurde vom RKI erfasst: rund 331.200 bestätigte Fälle wurden seit Oktober an das Institut gemeldet, etwa 112.900 Betroffene wurden im Krankenhaus behandelt und 6358 Todesfälle wurden im Zusammenhang mit einer Sars-CoV-2-Infektion gemeldet. Aktuell dominiere in Deutschland weiterhin die BA.2.86-Sublinie JN.1. Beginn und Ende einer Coronawelle definiert das RKI nicht. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO ist die Coronapandemie noch nicht vorbei.
Donnerstag, 11.04.2024
Impfungen gegen Meningokokken: Frühestmöglicher Schutz ist wichtig
Um Kinder vor den Folgen von Meningokokken-Erkrankungen zu bewahren und Unsicherheiten bei ersten Symptomen wie Fieber gar nicht erst aufkommen zu lassen, können Babys und Kleinkinder schon frühzeitig durch unterschiedliche Impfungen geschützt werden. Meningokokken-Erkrankungen sind sehr selten, können jedoch durch verschiedene Gruppen von Meningokokken ausgelöst werden. Meningokokken B sind in Deutschland für die meisten Erkrankungen verantwortlich: Sie lösen etwa 62 % der Fälle aus. Meningokokken C sind für etwa 4 % der Fälle verantwortlich. Die Meningokokken-Gruppen AWCY sind zusammen für etwa 34 % der Erkrankungen verantwortlich.
Zum Schutz vor diesen unterschiedlichen Meningokokken-Gruppen gibt es verschiedene Impfungen, die seit vielen Jahren in Deutschland genutzt werden. Bislang hatte die Ständige Impfkommission (STIKO) standardmäßig nur eine Impfung gegen Gruppe C empfohlen.
Jetzt hat die STIKO ihre Impfempfehlung erweitert – für einen bestmöglichen Schutz werden ab sofort zwei Impfungen standardmäßig empfohlen: Meningokokken-B-Impfung und Meningokokken-C-Impfung. Beide Impfungen sollten frühestmöglich durchgeführt werden, denn Babys und Kleinkinder sind aufgrund des noch nicht ausgereiften Immunsystems besonders im Risiko. Zusätzlich möglich ist die Meningokokken-ACWY-Impfung, welche vor allem bei Reisen empfohlen wird.
Freitag, 05.04.2024
Stiko-Chef spricht sich für HPV-Impfung in Schulen aus
Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (Stiko) Klaus Überla hat sich für eine stärkere Rolle der Schulen ausgesprochen, um die Zahl der Impfungen gegen krebserregende HPV-Infektionen zu steigern. Die Verträglichkeit der Impfstoffe sei »hervorragend« und die Impfung selbst »hocheffektiv«. In anderen Ländern werde deutlich, dass »die besten Impfraten im Rahmen von Schulimpfungen erzielt« werden könnten, daher müssten auch hierzulande Impfungen in der Schule angeboten werden. Der Virologe hielte es außerdem für sinnvoll, in den Schulen mehr über die Entstehung von Tumoren und über die Wirksamkeit von Impfungen zu informieren. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts gehört die HPV-Infektion zu den häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen. Humane Papillomviren (HPV) können Krebs verursachen, etwa Gebärmutterhalskrebs. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die EU verfolgen das Ziel, bis 2030 eine Impfquote von mindestens 90 Prozent bei den 15-jährigen Mädchen und eine deutliche Steigerung bei den 15-jährigen Jungen zu erreichen. Aktuell sind in Deutschland nur 54 Prozent der 15-jährigen Mädchen und 27 Prozent der gleichaltrigen Jungen vollständig gegen HPV geimpft.
Sonntag, 31.03.2024
Globaler Cholera-Alarm: Impfstoffproduktion muss laut Expertengremium hochgefahren werden.
Seit 2021 häufen sich die Cholera-Fälle und die Zahl steigt weltweit so rasant, dass eine schwere Mangellage bei Impfstoffen droht. Länder beantragten im vergangenen Jahr doppelt so viele Impfdosen wie produziert wurden. Nach Angaben der WHO ist die südkoreanische Firma EuBiologics die Einzige, die zurzeit Impfstoff gegen Cholera herstellt. Die akute Darminfektion überträgt sich durch Lebensmittel und Wasser, die mit Fäkalien kontaminiert sind, die das Bakterium Vibrio cholerae enthalten. Zu Ausbrüchen kommt es, wenn die Hygieneverhältnisse schlecht sind. Das passiere oft nach Desastern oder in Konfliktregionen, wenn viele Menschen aus ihrer Heimat vertrieben werden. Am schwersten betroffen sind die Demokratische Republik Kongo, Äthiopien, Haiti, Somalia, der Sudan, Syrien, Sambia und Simbabwe. Experten hatte angesichts der hohen Nachfrage nach dem Impfstoff bereits im Oktober 2022 die Empfehlung ausgegeben, eine statt wie bis dahin üblich zwei Impfdosen zu verwenden. Das schützt mehr Menschen, hält aber nicht so lange vor. Deshalb sei es dringend notwendig, mehr in Abwassersysteme und die Versorgung mit sauberem Trinkwasser zu investieren, neue Impfstoffe möglichst schnell zu genehmigen und in ausreichendem Maß und zu bezahlbaren Preisen auf den Markt zu bringen.
Donnerstag, 28.03.2024
Tokio äußert sich zu tödlicher Infektionswelle
In Japan häufen sich die Fälle von Infektionen mit dem toxischen Schocksyndrom, kurz TSS. Die Erkrankung kann zum Organversagen führen - und endet in einem von drei Fällen tödlich. International schaut man besorgt auf die Entwicklung. Die Regierung in Tokio hat sich bemüht, Befürchtungen im In- und Ausland wegen einer deutlichen Zunahme von Fällen der lebensbedrohlichen Bakterieninfektion zu zerstreuen. Japan sei nicht das einzige Land, das von dem sogenannten toxischen Schocksyndrom (TSS) betroffen sei. Seit dem Ende der Corona-Pandemie habe die Zahl der Atemwegserkrankungen "in diversen Ländern zugenommen", so ein Regierungssprecher. In den Jahren 2022 und 2023 hatte es auch in Europa, Nordamerika und Australien gehäufte Infektionen mit Streptokokken vom Typ A gegeben, die das TSS auslösen können. Umgangssprachlich ist das Syndrom auch als "Tamponkrankheit" bekannt, da es in einem Großteil der Fälle im Zusammenhang mit der Benutzung von Tampons während der Menstruation auftritt. Übertragen wird der Erreger aber auch durch Tröpfchen. Das japanische Gesundheitsministerium hatte die Bevölkerung daher bereits im Januar aufgerufen, sich regelmäßig die Hände zu waschen, Abstand zu anderen Menschen zu halten und an stark besuchten öffentlichen Orten eine Maske zu tragen.
Freitag, 22.03.2024
Bundestag beschließ regulierte Cannabis-Freigabe
Nach dem neuen Gesetz werden Besitz und Anbau für Personen über 18 Jahre ab dem 1. April unter Auflagen legal. Dies ist eine Reaktion auf die Herausforderungen der aktuellen Drogenpolitik und die Zunahme des Cannabiskonsums trotz bestehender Verbote. Das Gesetz soll durch kontrollierten Zugang und Qualitätsprüfungen den Gesundheitsschutz verbessern, die Kriminalität reduzieren und den Jugendschutz erhöhen. Die Jugendschutzmaßnahmen umfassen unter anderem Präventions- und Frühinterventionsangebote, strikte Alterskontrollen, THC-Grenzwerte, ein allgemeines Werbeverbot, Einschränkungen des öffentlichen Konsums und verschärfte Strafen für den illegalen Handel. Gleichzeitig sieht der Gesetzesentwurf eine Untersuchung der gesellschaftlichen Folgen vor, die 18 Monate nach Inkrafttreten des Gesetzes beginnt und mit einer endgültigen Analyse nach vier Jahren abschließt. Seit 2017 wird medizinisches Cannabis in Deutschland bereits u.a in der Schmerztherapie sowie zur symptomatischen Behandlung neurologischer Erkrankungen wie der Multiplen Sklerose eingesetzt. Die Verschreibung erfolgt allerdings erst, wenn andere Behandlungsmethoden als nicht geeignet eingestuft wurden. Grund für die vorsichtige Herangehensweise sind noch weitgehend unerforschte Langzeitwirkungen und das Spektrum möglicher Nebenwirkungen. Bei längerem Konsum können besonders bei Menschen mit Empfindlichkeit dafür, psychische Störungen wie Depressionen und Psychosen auftreten. Zudem besteht das Risiko einer Abhängigkeit. Diese unvorhersehbaren Effekte können besonders bei Jugendlichen zu dauerhaften Entwicklungs- und Lernschwierigkeiten führen, da die Gehirnentwicklung bis zum 22. Lebensjahr noch nicht abgeschlossen ist. Deshalb kritisierte die DGPPN die geplante Altersgrenze von 18 Jahren als zu niedrig. Auch der Präsident der Bundesärztekammer äußerte harte Kritik. So könne die Lockerung der Cannabisgesetze zu einer Unterschätzung der schweren Entwicklungsrisiken in der öffentlichen Meinung führen. Er fordert die Bundesländer auf, das am Freitag im Parlament beschlossene Gesetz zur Cannabis-Legalisierung zu stoppen.
Mittwoch, 20.03.2024
Gelbfieber: Einmalige Impfung wohl ausreichend
Das Centrum für Reisemedizin (CMR) weist auf aktuelle Studienergebnisse hin, denen zufolge bei der Gelbfieber-Vakzine keine Auffrischimpfung nötig ist. Zu einem Booster nach frühestens 10 Jahren rät die STIKO seit 2022 - im Gegensatz zur WHO, die eine einmalige Impfung für ausreichnd hält. Für gesunde Erwachsene ergab die Studie nun eine sehr hohe Seroprotektionsrate von 94%. Dabei deckte diese einen Zeitraum von 10 - 60 Jahren ab. Das CMR spricht sich daher für eine einmalige Impfung aus. Neben dem Beratungsaufwand in der Praxis, der durch widersprüchliche Impfempfehlungen von STIKO und WHO gesteigert werde, betonte das CRM auch eine globale Verantwortung: In Anbetracht der Impfstoffknappheit in vielen Endemieländern stelle sich die Frage, ob eine Auffrischimpfung bei Reisenden der richtige Schritt in Richtung einer gerechten Impfstoffverteilung sei.
Montag, 18.03.2024
HPV: Frühzeitiges Impfen = bester Schutz
Für den besten Schutz vor HPV-bedingten Krebs ist es wichtig zu impfen, bevor eine Infektion mit HPV stattgefunden hat. Daher sollte die HPV-Impfung idealerweise vor Aufnahme erster sexueller Kontakte durchgeführt werden. 2021 hatten bundesweit nur 54% der 15-jährigen Mädchen und 27% der gleichaltrigen Jungen einen vollständigen Impfschutz. Die Impfung gegen HPV ist von der STIKO ab 9 Jahren empfohlen. Jedoch werden nach aktuellen Auswertungen der KV-Impfsurveillance 2/3 aller Mädchen in Deutschland erst im Alter von 12 bis 14 Jahren erstmalig geimpft. Nach aktuellen Befragungsdaten der RKI frequentieren 2/3 der 9-14-Jährigen kein bis zwei Mal pro Jahr eine pädiatrisch tätige Praxis. Führende internationale HPV-Expert:innen gehen nach vollständiger Impfung von einem jahrzehntelangen Schutz aus. Auffrischimpfungen sind nach derzeitigem Kenntnisstand nicht notwendig. Daher sollte jede Gelegenheit bereits ab dem Alter von 9 Jahren für das Angebot einer HPV-Impfung genutzt werden.
Mittwoch, 13.03.2024
Pregabalin und Gabapentin: Wie gefährlich sind die Schmerzmittel?
Laut einer im Januar 2024 veröffentlichen Statistik sind in England und Wales von 2018 bis 2022 mehr als 3000 Menschen an Gabapentinoiden gestorben. Die Medikamente werden vor allem ergänzend bei starken Ängsten, neuropathischen Schmerzen und Epilepsie eingesetzt. Im Gehirn modulieren sie die Freisetzung aktivierender Botenstoffe, weswegen Benommenheit und Schläfrigkeit als Nebenwirkungen auftreten können. In einem Fachartikel im British Journal of Clinical Pharmacology (2022) wurden die 3051 Todesfälle analysiert. In mehr als 92 Prozent hatten die Gestorbenen zusätzlich Opioide eingenommen. Ärzte hatten jedoch nur in einem Viertel der Fälle diese starken Schmerzmittel zusammen mit Pregabalin oder Gabapentin verordnet. Der nach dem Tod gemessene Blutspiegel der Gabapentinoide lag zudem bei fast allen Todesopfern im therapeutischen oder sogar im subtherapeutischen Bereich; war also keineswegs lebensgefährlich hoch. Lediglich in zwei der Fälle war die Medikamentenkonzentration im Blut so stark erhöht, dass die Mittel als alleinige Todesursache infrage kamen. Eine weitere Auffälligkeit bestand darin, dass die Medikamenteneinnahme überhaupt nur in etwas mehr als einem Drittel auf eine ärztliche Verordnung zurückging, die Mittel also in den sonstigen Fällen offenbar illegal beschafft worden waren. "Gabapentinoide allein führen sehr selten zum Tod", so das Fazit der Fachautoren. In Wechselwirkung mit Opioiden können sie jedoch zu fatalen Folgen führen, weshalb sich Ärzte und Patienten dieser Interaktion bewusst sein sollten. Das Office for National Statistics warnt in seinem letzten Jahresbericht davor, dass die Anzahl der Todesfälle durch den Missbrauch mehrerer Medikamente ("polydrug use") deutlich zugenommen habe. In Deutschland findet sich das 2004 zugelassene Pregabalin seit Jahren unter den Top 20 der umsatzstärksten Medikamente. Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) hat allerdings bereits 2011 im Deutschen Ärzteblatt davor gewarnt, dass die Substanz abhängig machen und missbräuchlich verwendet werden kann. Ähnliches wurde im selben Jahr von der schwedischen Arzneimittelbehörde berichtet. Im Jahr 2020 warnte die AkdÄ erneut, dass Pregabalin ein Abhängigkeitspotenzial besitzte. Zwar sind überwiegend suchtkranke Patienten betroffen (insbesondere bei Konsum von Opioiden), in seltenen Fällen wird kasuistisch aber auch über eine Abhängigkeit bei nicht anderweitig abhängigen Patienten berichtet. Die potenzielle Gefahr ist also bereits länger bekannt, sie sollte aber besonders in der Betreuung von Drogenabhängigen und Suchtkranken sowie zur Prävention stärker beachtet werden.
Sonntag, 10.03.2024
Mehr als eine halbe Milliarde Menschen mit Adipositas
Die Adipositas-Zahlen steigen immens. Einer Studie nach hat sich der Anteil der stark Übergewichtigen in der Bevölkerung seit 1990 mehr als verdoppelt, bei Kindern und Jugendlichen zwischen 5 und 19 Jahren sogar vervierfacht. In einigen wohlhabenden Ländern und bestimmten Bevölkerungs- und Altersgruppen erreiche die Zahl inzwischen ein Plateau oder sinke leicht, etwa bei Frauen in Spanien und Frankreich. In Deutschland lag der Anteil bei Frauen mit Adipositas nach dieser Studie 2022 bei 19 Prozent, was Platz 137 in der Länderliste entsprach. Nummer 1 auf der Liste ist Tonga mit 81 Prozent. Bei Männern lag der Anteil in Deutschland bei 23 Prozent (Platz 80). Hier ist der Inselstaat Amerikanisch-Samoa mit 70 Prozent adipöser Männer auf Listenplatz 1. Unter den Mädchen und Frauen bis 19 Jahren lag der Anteil in Deutschland bei sieben Prozent (119. Platz), bei Jungen und jungen Männern bei 10 Prozent (111. Platz). Adipositas kann Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und einige Krebsformen auslösen. Adipositas ist eine chronische Krankheit, die definiert ist als eine über das Normalmaß hinausgehende Vermehrung des Körperfetts. Ob jemand betroffen ist, wird nach Gewicht und Größe berechnet, dem Body-Mass-Index (BMI). Ab einem BMI von 30 spricht man von "Adipositas Grad I". Adipositas könne durch gute Ernährung und Bewegung von Kindesbeinen an vorgebeugt werden, berichtete die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf, die an der Studie beteiligt war. Regierungen sollten dafür sorgen, dass besonders salz-, fett- oder zuckerhaltige Nahrungsmittel und Getränke nicht in der Nähe von Schulen verkauft werden und dass Reklame dafür, die sich an Kinder richtet, eingeschränkt wird. Sie sollten zudem Kampagnen über die Vorteile guter Ernährung und sportlicher Betätigung fahren. Die WHO räumte ein, dass gute Ernährung teuer sein kann.
Donnerstag 07.03.2024
Gericht bestätigt: Eltern müssen Gesundheitsamt Impfnachweis vorlegen
Gesundheitsämter dürfen für den Schulbesuch einen Nachweis über eine Masernimpfung fordern – und dabei auch mit einem Zwangsgeld drohen. Das hat das Oberverwaltungsgericht Berlin in mehreren Eilverfahren entschieden. Das Gericht wies damit die Beschwerden von Eltern schulpflichtiger Kinder gegen die vorherige Entscheidung des Verwaltungsgerichts Berlin zurück. Die Bestimmungen seien „angesichts der hochansteckenden Viruskrankheit mit möglicherweise schwerwiegenden Komplikationen nicht offenkundig verfassungswidrig.“ Über die Impfung gegen Masern wird seit Jahren teils heftig gestritten. Laut Masernschutzgesetz, das seit März 2020 in Kraft ist, gilt: Eltern müssen nachweisen, dass ihre Kinder vor Eintritt in Kita oder Schule, den empfohlenen Impfschutz haben, oder per ärztlichem Attest belegen, dass die Erkrankung durchgemacht wurde.
Mittwoch 06.03.2024
Neue Ausbildungsstätte für internationale Pflegekräfte in Bayern
Die Schön Klinik München Harlaching kooperiert seit kurzem mit der Hamburger Amesol Akademie. Diese hat sich auf die Qualifizierung internationaler Fachkräfte aus dem Gesundheitssektor spezialisiert und nun in der Münchner Fachklinik für Orthopädie ihren bundesweit zweiten Standort eröffnet. Ende Februar haben die ersten rund 30 Schülerinnen und Schüler aus Tunesien, Marokko, der Türkei und dem Iran mit dem Unterricht begonnen. In ihren Heimatländern arbeiteten sie demnach zuvor in Pflegeberufen im OP-Bereich. Je nach Vorkenntnissen wird es wohl zwischen zwölf und 18 Monaten dauern, bis sie die Anerkennung als Operations- und Anästhesietechnische Assistentinnen und Assistenten (OTA/ATA) in Deutschland erhalten.
Samstag, 02.03.2024
Schmerzhafte Bisse: Forscher erwarten Zunahme von Kriebelmücken
Kriebelmücken sind nur zwei bis sechs Millimeter groß, doch ihre Bisse sind unangenehm. Laut Forschenden könnten sie in Zukunft in Deutschland deutlich häufiger vorkommen. Höhere Temperaturen könnten zu verkürzten Entwicklungszeiten, zu mehr Generationen pro Jahr und damit insgesamt zu einem häufigeren Auftreten führen. Die überwiegend schwarzen Insekten gehören anders als gewöhnliche Mücken zu den »Poolsaugern«: Weibliche Tiere raspeln ähnlich wie Zecken mit scharfen Mundwerkzeugen die Haut ihres Wirts auf. Dabei leiten sie gerinnungshemmende und betäubende Substanzen in die Wunde ein. Diese könnten bei Menschen schwerwiegende allergische Reaktionen auslösen. Sie sind zudem vektorkompetent, d.h. in der Lage, Infektionskrankheiten auslösende Erreger zu übertragen. Der bekannteste durch Kriebelmücken übertragene Erreger ist ein in Afrika heimischer Fadenwurm, der Flussblindheit auslösen kann. Nach Angaben der WHO haben infolge der Krankheit weltweit bereits mehr als 1,15 Millionen Menschen einen Sehverlust erlitten. Ob Kriebelmücken auch unter den Bedingungen in Europa Krankheitserreger übertragen können, wollen die Forschenden nun in weiteren Labortests klären. Etwa 98 Prozent der insgesamt 2000 Kriebelmücken-Arten ernährten sich von Blut. In Deutschland wurden bisher 57 Arten entdeckt. Forschende teilten die zwölf häufigsten heimischen Arten in drei biogeografische Gruppen: Arten, die an Gewässeroberläufen leben, über verschiedene Landschaften weitverbreitete Arten und Tieflandarten. Für die drei Gruppen sagen die Forschenden in ihrer aktuellen Studie unterschiedliche Entwicklungen voraus: Arten, die vor allem in Gewässeroberläufen leben, werden aufgrund steigender Temperaturen und zunehmender chemischer Belastung der Gewässer als potenziell gefährdet eingeschätzt. Tieflandarten hingegen seien toleranter gegenüber menschengemachten Veränderungen und könnten zunehmen. Sie zeichnen sich durch ein aggressives Beißverhalten gegenüber Säugetieren und Menschen aus und treten häufig in sehr großer Zahl auf.
Mittwoch 28.02.2024
Milder Winter: Zecken sind bereits aktiv
Für Zecken ist die milde Witterung der vergangenen Monate ideal gewesen, sie überstehen die kalten Monate immer besser und sind bereits sehr aktiv. Dadurch droht immer früher im Jahr die Gefahr von Infektionen. Zecken können gefährliche Krankheiten wie Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und Lymeborreliose übertragen können. In einigen Landesteilen ist die Infektionsgefahr schon jetzt recht hoch. Außerdem breiten sich Zecken, die FSME-Erreger in sich tragen, im Zuge der Klimaerwärmung in immer mehr Gebieten aus. War früher besonders Süddeutschland betroffen, gibt es mittlerweile auch im Norden und Osten das Jahr über zunehmend Infektionen. Ganz sicher kann man sich laut Experten sogar nirgendwo mehr in Deutschland sein. Gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) können sich Menschen impfen lassen. Gegen Borreliose existiert jedoch noch kein Impfschutz. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt allen Personen, die sich in FSME-Gebieten aufhalten oder dort wohnen, eine entsprechende Schutzimpfung gegen die Erkrankung. Da die Grundimmunisierung einen relativ langen Zeitraum in Anspruch nimmt, sollte rechtzeitig damit begonnen werden. Ein guter Schutz gegen Zecken hängt aber auch im eigenen Kleiderschrank: Schon das Tragen langärmeliger Hemden, langer Hosen und fester Schuhe kann Zecken abhalten.
Montag, 19.02.2024
Orthopoxviren: Wohl erster Mensch nach Infektion mit Alaskapocken-Virus gestorben
Erstmals entdeckt wurde das sogenannte Alaskavirus im Jahr 2015, seitdem registrierten die Behörden nur sechs weitere Fälle. Nun ist wohl zum ersten Mal ein Mensch nach einer Infektion mit den Alaskapocken-Virus gestorben. Es handelt sich um einen älteren Mann von der Kenai-Halbinsel in Alaska, der wegen einer Krebsbehandlung schon geschwächt war. Demnach sei der Mann im November ins Krankenhaus eingewiesen worden, nachdem sich eine Infektion auf seiner Haut ausgebreitet habe und er seinen rechten Arm schlechter bewegen konnte. Er sei Ende Januar verstorben. Das Alaskapocken-Virus gehört – wie etwa auch das Affenpockenvirus– zu den Orthopoxviren und kommt wohl vor allem in kleineren Säugetieren wie Wühlmäusen vor. Bislang ist das Virus nur aus Alaska bekannt. Wie weit es aber genau verbreitet ist und wie es sich genau überträgt, ist noch nicht erforscht. Alle zuvor bekannten Infektionen bei Menschen waren gut verlaufen. Auch wie sich der nun gestorbene Mann angesteckt haben könnte, war zunächst nicht klar. Möglicherweise habe er sich bei einer streunenden Katze infiziert.
Dienstag, 13.02.2024
Darmkrebs: Wie die richtige Ernährung schützen kann
Experten schätzen, dass 20 Prozent der Krebserkrankungen durch Ernährung beeinflusst werden, besonders durch Übergewicht und Fettleibigkeit. Dickdarmkrebs ist eine der häufigsten Krebserkrankungen. Gerade bei Dickdarmkrebs macht die Ernährung besonders viel aus: Alkohol, verarbeitetes Fleisch und Wurst erhöhen das Risiko für Darmkrebs. Laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung (DGE) sollte die Menge an rotem Fleisch und Wurst in der Regel 300 Gramm pro Woche nicht übersteigen. Die gesünderen Alternativen sind Geflügel und Fisch. Ebenso steigert Adipositas die Wahrscheinlichkeit, daran zu erkranken: ein BMI von über 31, beispielsweise bei einer Größe von 170 cm ein Körpergewicht von 87 Kg, steigert das Risiko für die Krebserkrankung um 34 Prozent. Besonders Bauchfett ist dabei nicht zu unterschätzen. Dieses spezielle Fettgewebe gibt Botenstoffe ab, die Entzündungsreaktionen auslösen: Dabei entstehen freie Radikale, die Schäden am Erbmaterial verursachen können. Daneben wird die Selbstkontrolle der Zellen gehemmt, was ebenfalls die Entstehung von Tumorzellen begünstigt. Tabak sollte gemieden und Alkohol nur in Maßen konsumiert werden. Forscher vermuten, dass die Abbauprodukte von Bier, Wein und Spirituosen die Zellvermehrung negativ beeinflussen und damit die Entstehung von Tumoren fördern.
Schützend vor Darmkrebs wirkt sich dagegen tägliche körperliche Aktivität aus. Sie schützt vor Übergewicht, stärkt das Immunsystem und senkt damit nachweislich das Darmkrebsrisiko. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt in diesem Sinne mindestens 150 Minuten moderate oder 75 Minuten intensive Bewegung wöchentlich. Im Optimalfall widmen man sich jeden Tag eine halbe Stunde lang einer für einen selbst anstrengenden Aktivität. Empfohlene Lebensmittel zur Prävention von Darmkrebs sind Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte wie Bohnen, Linsen oder Kichererbsen, ausreichend Ballaststoffe, Obst und Gemüse, vor allem Kohlsorten, einige Studien zeigen, dass ihre schwefelhaltigen Inhaltsstoffe besonders gut vor Krebs schützen. Obst und Gemüse fördern mit ihren sekundären Pflanzenstoffen, Ballaststoffen und Vitaminen die Darmgesundheit. Als Faustregel gilt: „Fünf am Tag“.
Aktuell sind Forscher beunruhigt über die höhere Inzidenz von Darmkrebs bei jungen Menschen. Wahrscheinlich spielt auch hier die Ernährung eine große Rolle. Denn gerade bei jungen Menschen sind Fastfood, Alkoholkonsum, rotes Fleisch und gesüßte Sodagetränke beliebt.
Dienstag, 23.01.2024
Erste Krankenkasse erstattet RSV-Impfung
Das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) ist ein saisonal auftretendes, weltweit verbreitetes und infektiöses Virus, welches die oberen und unteren Atemwege befällt. Die Übertragung von RSV erfolgt hauptsächlich durch Tröpfcheninfektion, also durch den direkten Kontakt mit infektiösen Sekreten, beispielsweise durch Niesen oder Husten einer infizierten Person. In Deutschland tritt RSV, ähnlich wie Influenza, vermehrt in den Wintermonaten auf. Bekannte Risikogruppen für eine schwere RSV-Infektion sind Frühgeborene, Säuglinge und Kinder mit bestimmten Vorerkrankungen. Weniger bekannt ist, dass es auch bei Erwachsenen zu einem schweren Verlauf nach RSV-Infektion kommen kann. Ältere Erwachsene haben aufgrund von vermehrtem Auftreten von Grunderkrankungen und einem altersbedingten Rückgang der Immunabwehr ein hohes Risiko für schwere Krankheitsverläufe bei einer RSV-Infektion. Einige Krankenkassen erstatten nun auf freiwilliger Basis die AREXVY-Impfung zur aktiven Immunisierung von Erwachsenen im Alter von 60 Jahren und älter. Unter ihnen die AOK Nordost, BKK Salzgitter, Bertelsmann BKK und weitere (siehe: https://gskpro.com/content/dam/global/hcpportal/de_DE/campaign/arexvy/c18d38f8-4d7a-4931-a8ed-15a5e47369f6/abgabekarte-erstattende-krankenkasse-rsv-impfung.pdf )Weitere Krankenkassen erstatten die RSV-Impfung auf Einzelanfrage, ggf. mit Begründung.
Freitag, 19.01.2024
Stiko empfiehlt Menigokokken-B-Impfung
Für Säuglinge ab einem Alter von zwei Monaten empfiehlt die Ständige Impfkommission ab sofort eine Impfung gegen Meningokokken B. Insgesamt trete die Erkrankungen zwar sehr selten auf, allerdings ist der Krankheitsverlauf sehr schwerwiegend. Das Erkrankungsrisiko sei im ersten Lebensjahr am höchsten. Deshalb sei eine frühzeitige Impfung wichtig. Säuglinge sollten drei Impfdosen im Alter von zwei, vier und zwölf Monaten erhalten. Für Kleinkinder sieht die vom Robert Koch-Institut veröffentlichte Empfehlung bis zum fünften Geburtstag eine Nachholimpfung vor. Die Stiko rät zudem Kindern unter zwei Jahren, zeitgleich oder kurz nach der Impfung vorsorglich Paracetamol zu geben, um Fieber oder Schmerzen vorzubeugen, die infolge der Injektion auftreten können. Bei der Erkrankungen wird zwischen sogenannten Serogruppen unterschieden. Laut RKI werden in Deutschland die meisten Erkrankungen durch die Serotypen B, C, W und Y ausgelöst. Für die Serogruppe C empfiehlt die Stiko bereits seit 2006 eine Impfung für Kinder ab dem zweiten Lebensjahr. Eine Impfempfehlung gegen Typ B galt bislang nur für bestimmte Risikogruppen, beruflich gefährdete Personen sowie Menschen, die in ein Hochendemiegebiet reisen. Bei einer Meningokokken-Infektion kommt es dem RKI zufolge häufig zu Kopfschmerzen, Fieber, Schüttelfrost und Schwindel mit »schwerstem Krankheitsgefühl«. Zu Säuglingen und Kindern heißt es: »Es können Fieber, Erbrechen, Reizbarkeit oder auch Schläfrigkeit, Krämpfe, Aufschreien sowie eine vorgewölbte oder harte Fontanelle auftreten.«
Mittwoch 27.12.2023
Harnwegsinfektionen: Weniger Antibiotika, weniger Rezidive
Resistenzen gegen Antibiotika stehen bei der World Health Organization auf der Liste der globalen Probleme schon seit Jahren weit vorne. Man geht von 33.000 Todesfällen durch multiresistente Bakterienstämme pro Jahr in Europa aus. Das ist so viel wie durch Grippe, Tuberkulose und HIV zusammen. Schon deswegen macht es Sinn, bei unkomplizierten Harnwegsinfektionen mit Antibiotika zurückhaltend zu sein. Dazu kommen potenzielle Nebenwirkungen wie gastrointestinale Störungen, Infektionen mit Clostridium difficile, akute allergische Reaktionen und die Beeinflussung der menschlichen Mikrobiota. Bekannt ist mittlerweile, dass viele Erkrankungen – von atopischer Dermatitis über Asthma bronchiale bis hin zu Typ-2-Diabetes – mit Veränderungen des Mikrobioms assoziiert sind. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage inwieweit Antibiotikagaben, die nachweislich Darm- und Urogenitalmikrobiom beinträchtigen, negative gesundheitliche Folgen begünstigen. Die Mikrobiomverschiebungen durch Antibiotika sind zum Teil lang anhaltend und haben Konsequenzen für die Betroffenen. Speziell bei Patientinnen mit rezidivierenden HWI können wiederholte Antibiotikatherapien das Gleichgewicht von Darm-, Vaginal- und Harnwegsmikrobiom empfindlich stören: Es kommt zu einer Dysbiose, die auch mit Veränderungen in der Darm-Blasen-Achse einhergeht. Bekannt ist mittlerweile auch, dass die durch Antibiotika ausgelösten Mikrobiomverschiebungen zu Störungen immunologischer und metabolischer Prozesse führen. Schon vor über zehn Jahren konnte gezeigt werden, dass eine Antibiotikabehandlung bei HWI mit einer Verdopplung der Rezidivrate einhergeht. Im Tiermodell wurden die Antibiotika Fosfomycin und Nitrofurantoin sowie die Kombination aus Rosmarinblättern, Tausendgüldenkraut und Liebstöckelwurzel (RTL, enthalten in Canephron®) im Hinblick auf deren Einfluss auf das Darmmikrobiom verglichen. RTL (BNO 2103) verursacht dabei kaum Verschiebungen im Speziesspektrum, während die Gabe von Antibiotika zu einer ausgeprägten Verschiebung und Verarmung des Artenspektrums führen können. Diese Erkenntnisse, die alarmierende Zunahme von Antibiotikaresistenzen und das Wissen um arzneimittelbezogene Nebenwirkungen durch Antibiotika wie Nierenprobleme und Allergien, sollten bei der Therapie akuter unkomplizierter Zystitiden berücksichtigt werden. Ein gesundes Mikrobiom kann vor Krankheiten schützen. Bei Harnwegsinfektionen sollten mögliche höhere Rezidivraten nach Antibiotikagabe bedacht werden. Die evidenzbasierte Phytotherapie kann aus Sicht von Gessner daher als Erstlinientherapie eine wichtige Rolle spielen.
Mittwoch 27.12.2023
Harnwegsinfektionen: Weniger Antibiotika, weniger Rezidive
Resistenzen gegen Antibiotika stehen bei der World Health Organization auf der Liste der globalen Probleme schon seit Jahren weit vorne. Man geht von 33.000 Todesfällen durch multiresistente Bakterienstämme pro Jahr in Europa aus. Das ist so viel wie durch Grippe, Tuberkulose und HIV zusammen. Schon deswegen macht es Sinn, bei unkomplizierten Harnwegsinfektionen mit Antibiotika zurückhaltend zu sein. Dazu kommen potenzielle Nebenwirkungen wie gastrointestinale Störungen, Infektionen mit Clostridium difficile, akute allergische Reaktionen und die Beeinflussung der menschlichen Mikrobiota. Bekannt ist mittlerweile, dass viele Erkrankungen – von atopischer Dermatitis über Asthma bronchiale bis hin zu Typ-2-Diabetes – mit Veränderungen des Mikrobioms assoziiert sind. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage inwieweit Antibiotikagaben, die nachweislich Darm- und Urogenitalmikrobiom beinträchtigen, negative gesundheitliche Folgen begünstigen. Die Mikrobiomverschiebungen durch Antibiotika sind zum Teil lang anhaltend und haben Konsequenzen für die Betroffenen. Speziell bei Patientinnen mit rezidivierenden HWI können wiederholte Antibiotikatherapien das Gleichgewicht von Darm-, Vaginal- und Harnwegsmikrobiom empfindlich stören: Es kommt zu einer Dysbiose, die auch mit Veränderungen in der Darm-Blasen-Achse einhergeht. Bekannt ist mittlerweile auch, dass die durch Antibiotika ausgelösten Mikrobiomverschiebungen zu Störungen immunologischer und metabolischer Prozesse führen. Schon vor über zehn Jahren konnte gezeigt werden, dass eine Antibiotikabehandlung bei HWI mit einer Verdopplung der Rezidivrate einhergeht. Im Tiermodell wurden die Antibiotika Fosfomycin und Nitrofurantoin sowie die Kombination aus Rosmarinblättern, Tausendgüldenkraut und Liebstöckelwurzel (RTL, enthalten in Canephron®) im Hinblick auf deren Einfluss auf das Darmmikrobiom verglichen. RTL (BNO 2103) verursacht dabei kaum Verschiebungen im Speziesspektrum, während die Gabe von Antibiotika zu einer ausgeprägten Verschiebung und Verarmung des Artenspektrums führen können. Diese Erkenntnisse, die alarmierende Zunahme von Antibiotikaresistenzen und das Wissen um arzneimittelbezogene Nebenwirkungen durch Antibiotika wie Nierenprobleme und Allergien, sollten bei der Therapie akuter unkomplizierter Zystitiden berücksichtigt werden. Ein gesundes Mikrobiom kann vor Krankheiten schützen. Bei Harnwegsinfektionen sollten mögliche höhere Rezidivraten nach Antibiotikagabe bedacht werden. Die evidenzbasierte Phytotherapie kann aus Sicht von Gessner daher als Erstlinientherapie eine wichtige Rolle spielen.
Dienstag, 19.12. 2023
Warum 20 min Bewegung pro Tag so wichtig sind
Daten aus vier Studien mit insgesamt 11.989 Teilnehmenden im Alter von 50 Jahren oder älter hat gezeigt, dass körperliche Aktivität dem durch Sitzen erhöhten Sterberisiko entgegenwirkt. Mit Aktivitätstrackern wurden Zeiten von körperlicher Aktivität und Sitzen erfasst. Die durchschnittlichen Beobachtungszeit betrag 5,2 Jahre. Bei Menschen, die mehr als zwölf Stunden im Sitzen verbrachten, war die Sterberate im Vergleich zu Menschen, die nur acht Stunden am Tag saßen, um 38 % höher, aber nur dann, wenn sie weniger als 22 Minuten täglich eine moderate bis starke körperliche Aktivität ausübten. Bei Menschen, die mehr als 22 Minuten täglich trainierten, war die Sterberate reduziert. Fazit der Studie: Ein höheres Maß an moderater bis starker körperlicher Aktivität geht mit einer niedrigeren Sterberate einher, und zwar unabhängig davon, wie viele Stunden pro Tag im Sitzen verbracht werden.
Samstag, 16.12.2023
Erstmalig STIKO Empfehlung für Dengue Impfstoff
Das Dengue-Virus ist das weltweit am häufigsten durch Stechmücken auf den Menschen übertragene Virus. Ca. 99 % der in Europa gemeldeten Fälle betreffen Reisende, die aus Endemiegebieten zurückkehren, besonders Südamerika, Bangladesch, Malaysia, die Philippinen und Vietnam. Die STIKO empfiehlt den Lebendimpfstoff Qdenga nur Personen (≥ 4 Jahren), die in der Vergangenheit eine labordiagnostisch gesicherte Dengue-Virusinfektion durchgemacht haben: als Reiseimpfung vor Reisen in Dengue-Endemiegebiete mit erhöhtem Ansteckungsrisiko (z. B. bei längerem Aufenthalt oder aktuellem Ausbruchsgeschehen) oder bei gezielten Tätigkeiten mit Dengue-Viren (z. B. in Forschungseinrichtungen
oder Laboratorien) außerhalb von Endemiegebieten. Die Grundimmunisierung besteht aus 2 Impfstoffdosen, die subkutan im Mindestabstand von 3 Monaten verabreicht werden. Die Impfserie sollte vor Ausreise abgeschlossen sein! Da häufig kein schriftlicher Nachweis über die Labordiagnostik einer früheren Infektion vorliegt, sind anamnestische Angaben dazu ausreichend. Eine Bestimmung des Serostatus vor der Impfung wird nicht empfohlen, da eine ausreichend zuverlässige Diagnostik nicht überall verfügbar ist. Qdenga ist ein Lebendimpfstoff und darf daher bei Personen mit angeborener oder erworbener Immundefizienz sowie bei Schwangeren und Stillenden nicht angewendet werden.
Mittwoch, 07.08.2021